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D-Day: »Wir hatten Tränen in den Augen«
Vor 80 Jahren landeten die Westalliierten in der Normandie
Die Invasion kam nicht ganz überraschend – jedenfalls nicht für die Kämpfer der Résistance. »Weil wir unsere Ohren am Radio hatten«, erzählt Ernst Melis, ein Deutscher im französischen Widerstand. »Verschlüsselte Sprüche aus London deuteten darauf hin, dass demnächst etwas geschehen werde: Der Apfel ist reif. Der Onkel besucht dich bald ....« Die Codes sind für die armée secrete, die Untergrundarmee, bestimmt, die von General de Gaulle von London aus kommandiert wird. Mit den Gaullisten, aber mehr noch mit den bewaffneten Widerstandsorganisationen Combat, Francs-Tireurs und Maquis, in denen mehrheitlich Kommunisten, nicht nur französische, kämpfen, stehen Melis und seine Mitstreiter im engen Kontakt. Auch mit belgischen, holländischen und jüdischen Gruppen. Ernst Melis aus Kassel, Mitglied der KPD, ist 1933 aus Nazideutschland emigriert. In Frankreich leisten er und Genossen Aufklärungsarbeit unter Wehrmachtssoldaten, fertigen Handzettel und Flugblätter an: »Deutschland muss leben – deshalb muss Hitler fallen. Frieden oder Friedhof. Macht Schluss mit dem Krieg. Rettet euer Leben«. Auch eine Zeitung entsteht: »Der Soldat am Mittelmeer«. Der 6. Juni 1944 ist ein Freudentag. Alfons, der Wirt in Lyon, Treffpunkt der Illegalen der zivilen Résistance, spendiert seinen Deutschen Pinot noir und Calvados. Und als Spezialität des Tages gibt es »Tripe à la mode de Caen«: Eingeweide, mit Zwiebeln und Karotten in Apfelwein gekocht. Ein Gericht aus der nun, nach der Landung der Westalliierten, heiß umkämpften Stadt in der Normandie.
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Nach der Eröffnung der Zweiten Front am 6. Juni 1944 wächst die Unsicherheit und Angst unter den deutschen Okkupanten. Paris gleicht einem aufgeschreckten Bienenstock. Maat Hans Heisel aus Leverkusen hat die kühne Idee, handstreichartig das Kommando im Marineministerium zu übernehmen, in dem er als Fernschreiber arbeitet. »Das war natürlich völlig unrealistisch, jugendliche Naivität«, gesteht der Veteran. So sehr Hans sich über die Landung westalliierter Truppen in der Normandie freut, so betrübt ist er, da nun die Verbindungen zu den Genossen abreißen. »Ich bin wie ein Löwe in seinem Käfig hin- und hergelaufen. Wie komme ich hier raus?« Dann schnappt er sich ein Fahrrad, verlässt seinen Posten, von wo aus er jahrelang der Résistance wertvolle Informationen über Truppenstärke und Truppenbewegungen von Wehrmachtseinheiten übermittelt hat. Und auch mit heimlich entwendeten Waffen versorgt hat, einmal gar seine eigene Diensstpistole übergab. Ein hohes Risiko. Zumal just mit dieser am 28. September 1943 SS-Standartenführer Julius Ritter erschossen wird, Generalbevollmächtigter für Zwangsarbeit im besetzten Frankreich. Das Attentat war von einer vornehmlich aus jüdischen Résistancekämpfern bestehenden Gruppe unter dem Befehl von Missak Manouchian, einem armenischen Lyriker, verübt worden. Der Deserteur Hans Heisel findet Aufnahme in einer von einem Jugoslawen angeführten bewaffneten Gruppe und ist beim Aufstand von Paris dabei. Am 25. August ist die französische Hauptstadt befreit. »Das war wunderbar. Ganz Paris war auf den Beinen, die Menschen tanzten auf den Straßen, lachten und weinten, fielen sich in die Arme«, erzählt Hans Heisel.
Ähnliches berichtet Eberhard Stenzel: »Am 26. August gab es einen Triumphzug durch Paris. Auf dem Eiffelturm und dem Arc de Triomphe wehte die Trikolore. Die Boulevards und Plätze säumten Menschenmassen, die den vorbeimarschierenden und vorbeifahrenden, bewaffneten Kämpfern zujubelten, ihnen Blumen zuwarfen, sich umarmten und küssten. Wir hatten Tränen in den Augen. General de Gaulle sah ich nicht. Er soll an diesem Tag zwar in Paris eingetroffen sein und auch eine Rede gehalten haben, mit der er aber die Forces françaises de l’intérieur, die Résistance, brüskierte. Weil er ihren maßgeblichen Verdienst an der Befreiung unterschlug.« Der gelernte Schriftsetzer war in Rouen stationiert und bei einem Postengang desertiert, um sich dem bewaffneten Widerstand anzuschließen. Er sprengte mit seinen Kameraden Schienen und Brücken, um Nachschub der Wehrmacht zu unterbrechen und war auch an einer spektakulären Gefangenenbefreiung beteiligt. Den 8. Mai 1945 erlebt er in Rouen. »Erneut feierten wir mit unseren französischen Freunden, gönnten uns auch ein paar Flaschen Bordeaux und Cidre. Und erstmals schliefen wir fürstlich in den besten Hotels, in sauberen, weichen Betten. Zuvor hatten wir stets nur auf kaltem Waldboden oder harten Pritschen genächtigt.«
Kurt Hälker aus Duisburg gehörte zur antifaschistischen Wehrmachtsgruppe von Hans Heisel in der Fernschreiberzentrale der deutschen Kriegsmarine in Paris und war ebenfalls Gründungsmitglied des Komitees »Freies Deutschland« West, Comité »Allemagne libre« pour l’Ouest (CALPO). Seinen letzten Postendienst schiebt er am 19. August 1944 in der Ecke Rue Royal, Saint Honoré; es ist der Tag, an dem – beflügelt vom Vormarsch der Westalliierten, der Aufstand von Paris beginnt. Mit dem 1. Regiment von Paris, das sich in den Tagen der Insurrektion bildet, zieht Kurt Hälker an die Front, an die belgische Grenze, nach Mars-la-Tour, und schließlich in den Elsaß. Im März 1945 erhält er bei den US-Streitkräften noch eine Fallschirmspringerausbildung, soll im Auftrag des OSS, des Office of Strategic Services, über Deutschland abspringen; er kommt nicht mehr zum Einsatz.
Ernst Melis, Hans Heisel, Eberhard Stenzel und Kurt Hälker haben ihre Geschichte dem »nd« erzählt. Inzwischen sind sie verstorben. Sie gehörten zu den letzten Zeugen in Deutschland, die den D-Day miterlebt haben – und auf der richtigen Seite standen. Kein deutscher Bundespräsident oder Bundeskanzler ist auf die Idee gekommen, sie in ihrer Delegation zu den Feierlichkeiten mitzunehmen anlässlich der Jahrestage der Landung in der Normandie, dem bis dato logistisch größten, gewagtesten, aber auch opferreichsten militärischen Unternehmen; bis zum 12. Juni setzen 326 000 Mann mit allerlei Kriegsgerät über den Ärmelkanal hinüber an die französische Küste. Deutsche Staatsoberhäuper und Regierungschefs zogen ehemalige Wehrmachtssoldaten vor, die in den deutschen Bunkern am Strand auf die anlandenden US-Amerikaner, Briten und Verbündeten Maschinengewehrsalven feuerten. Von denen wird vielleicht einer, zwei oder drei, hochbetagt, wieder dabei sein, wenn am heutigen Donnerstag sich Präsidentinnen und Präsidenten sowie Ministerinnen und Minister der seinerzeit kriegführenden Nationen in der Normandie treffen, der Toten zu gedenken und Versöhnung zwischen ehemaligen Feinden zu bekräftigen. Letzteres hatten Melis, Heisel, Stenzel und Hälker nicht bedurft; zwar in der Bundesrepublik nicht anerkannt, empfingen sie in Frankreich Respekt und Ritterschlag. Die DDR hatte übrigens für die Zentrale Gedenkstätte, im Mémorial de Caen, auch eine Tafel gestiftet.
Zum 80. Jahrestag sind neue filmische Dokumentationen entstanden und neue Bücher auf dem Markt, darunter ein sehr interessantes, lesenswertes von Christian Bommarius: »Todeswalzer. Der Sommer 1944« (dtv, 320 S., geb., 26 €). Es beginnt allerdings typisch deutsch, fokussiert auf Hitler. Unter dem Datum 6. Juni wird aus Obersalzberg nachempfunden: »Er will nicht gestört werden. Also warum ihn wecken. Seine Nächte sind lang. Seine Tage dürfen erst mittags beginnen. Gestern hat er bis tief in die Nacht mit Joseph Goebbels und Eva Braun am Kamin geplaudert. Bis zwei Uhr morgens hat man Erinnerungen ausgetauscht, sich über die ›vielen Tage und Wochen‹ gefreut, ›die wir zusammen erlebt haben‹, und ›der Führer‹ hat sich ›nach diesem und jenem‹ erkundigt. Ein gemütlicher Abend also, auch wenn auf dem Obersalzberg ein ›schauderhaftes Gewitter‹ lag ...«
Der Autor schaltet hernach nach Paris um. »Das Leben meint es zurzeit gut mit Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre.« Beauvoir hat mit dem ersten Roman »L’ Invitée« ihren Durchbruch als philosophische Schriftstellerin gefeiert, Sartre mit der Uraufführung seines Dramas »Huis Clos«. Am Abend zuvor hätten sie mit Freunden gefeiert, getrunken, gelacht, gesungen, darunter Albert Camus und dessen Freundin, Maria Casares, Tochter des ehemaligen spanischen Volksfront-Ministerpräsidenten Santiago Casares Quiroga, »der durch den faschistischen Franco-Putsch mit seiner Familie ins Pariser Exil getrieben worden war«. Erfreulich, dass hier vom »faschistischen Putsch« gesprochen wird – in der Bundesrepublik, jahrzehntelanger Komplize der Franco-Diktatur, durchaus keine Selbstverständlichkeit. »Beauvoir, Sartre, Casares, Camus – keiner von ihnen wird die Nacht vergessen. Der 6. Juni ist für sie der erste Tag in einer neuen Welt.« Die Tage, die folgen, seien für sie und ihre Freunde ein einziges Fest gewesen. Nicht so für Margot Friedländer, die 15 Monate im Untergrund gelebt, sich die schwarzen Haare tizianrot gefärbt und den Judenstern durch eine Kette mit Kreuz ersetzt hat, der Gestapo dreimal entkam und ihr dann doch ins Netz gegangen ist, durch Zufall, bei einer Ausweiskontrolle. Sie ist 22 Jahre alt. Am 6. Juni 1944 kommt sie in Theresienstadt an.
Bommarius blickt sodann auf den »gewöhnlichen Deutschen«, Hitlers willige Vollstrecker: Egon Oelwein im besetzten Polen, der von seiner Karriere im Reichsarbeitsdienst mehr erwartet hat, sich bei der SS melden will. Der 42-jährige Diplomlandwirt, ein unerschütterlicher »Nazi-Deutscher«, Sohn des Direktors eines Steinkohlebergwerks, notiert unter dem Datum 6. Juni: »Die Invasion ist endlich im Rollen – entgegen meiner Vermutung, denn damit tun die Alliierten uns nur einen Gefallen. Es muss jedenfalls innenpolitisch sehr mau bei ihnen aussehen.« Martin Hauser, 1933 mit 18 Jahren von Berlin nach Palästina emigriert, inzwischen Mitglied der britischen Royal Army und in der Nähe von Bari in Italien stationiert, meint dagegen: »Hurrah! Invasion!« Stundenlang hockt er am Radio, die neuesten Meldungen verfolgend. Er und seine Kameraden seien in einer wunderbaren Stimmung. »Die erste Whiskyflasche ist schon fast leer.« Martin Hauser vermutet aber auch für die kommenden Wochen: »Es wird mehr Menschenleben kosten als die ganzen fünf Jahre Krieg bis zum heutigen Tag.« Er sollte recht behalten.
Im Vorwort zu seinem Buch listet Bommarius die Toten beiderseits auf: In den ab der Landung in der Normandie bis zur Kapitulation Nazideutschlands verbleibenden zehn Monaten sterben mehr als vier Millionen Deutsche (Soldaten wie Zivilisten) und rund 1,5 Millionen Rotarmisten, über 100 000 US -Amerikaner und Briten sowie Hunderttausende KZ-Häftlinge. »Im Sommer 1944 ist der Krieg für Deutschland verloren, aber das knappe Jahr bis zur Kapitulation wird sein blutigstes Kapitel.« Da darf man erneut die Frage stellen, warum die Eröffnung der Zweiten Front, auf die Moskau seit Langem drängte, sich derart lange hinzog und erst ernsthaft in Angriff genommen wurde, als die Rote Armee den Bug zu überschreiten und in Richtung Westen vorzudringen begann, zur Höhle des Löwen, der deutschen Reichshauptstadt. Der russische Diplomat Valentin Falin, der Michail Gorbatschow bei den Verhandlungen zur deutschen Einheit beriet (aber von jenem nicht erhört wurde), hat dieser Frage Mitte der 90er Jahre ein voluminöses Buch gewidmet: »Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition«.
Zurück zu Bommarius. Er erinnert daran, dass Ende Januar 1944 die Rote Armee die fast 900 Tage währende und 1,1 Millionen Zivilisten das Leben kostenden Blockade Leningrads aufgebrochen und im März des Jahres »einen Teil der Ausgangsposition für das Unternehmen Barbarossa, Deckname für den Überfall der Wehrmacht auf Russland«, eingenommen hat. Kleine Korrektur: Es war ein Überfall auf die Sowjetunion, auch Belorussland und die Ukraine, letztlich alle Sowjetvölker waren betroffen.
»Royal Air Force und US-Luftwaffe haben im November 1943 eine halbjährige Bombenkampagne gegen die Reichshauptstadt begonnen, zahlreiche deutsche Städte sind in Schutt und Asche versunken.« Ja, aber deren Truppen kämpften bis zum 6. Juni 1944 nicht auf dem europäischen Kontinent und erst seit Pearl Harbor, seit dem 6. Dezember 1941, im pazifischen Raum gegen den japanischen Faschismus. Die Last des Kampfes gegen den deutschen Aggressor in Europa trugen zunächst allein die Partisanenbewegungen, Untergrundarmeen und der zivile Widerstand in den okkupierten Ländern sowie die Völker der UdSSR. Dies ist Fakt und sollte nicht verschwiegen werden. Ebensowenig freilich, dass Großbritannien beispielsweise die französische Résisance mit Informationen, Waffen, Geheimagenten und Agentinnen zu unterstützen versuchte und die USA mit dem Lend-Lease Act, dem Leih- und Pachtgesetz vom 18. Februar 1941, von dem mittels Lieferung von kriegswichtigem Material wie Waffen, Munition, Treibstoffe auch die Sowjetunion und China profitieren sollten. Und ja, am 10. Juli 1943 landeten die Westalliierten auf Sizilien (Operation Husky). Am 5. Juni 1944 ziehen US-Truppen in Rom ein. Doch wichtiger war: »Wenige Wochen nach Beginn der Invasion an der Westfront startet am 22. Juni die Rote Armee an der Ostfront die Operation Bagration. Sie führt innerhalb weniger Tage zum Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte«, so Bommarius. »Die verantwortlichen deutschen Militärs erkennen die Aussichtslosigkeit der Lage, der Kreis von Verschwörern um Claus Graf von Stauffenberg entschließt sich zum Staatsstreich.«
Das gescheiterte Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 (Operation Walküre) nimmt einen gewichtigen Raum im Buch ein. Nicht vergessen sind die mit den militärisch-aristokratischen Verschwörern Kontakt aufnehmenden Widerstandskämpfer aus den von den Nazis unmittelbar nach ihrem Machtantritt zerschlagenen Arbeiterparteien, hier insbesondere verteten durch die Sozialdemokraten Adolf Reichwein und Julius Leber sowie den Kommunisten Anton Saefkow und Franz Jacob, die durch Verrat noch vor dem Attentat von der Gestapo verhaftet und alsbald hingerichtet werden. Natürlich fehlt Erwin Rommel ncht, der nach seiner Niederlage in Afrika Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B in Frankreich ist, zur Zeit der Invasion, und nach dem fehlgeschlagenen Umsturzversuch vom 20. Juli von Hitler zum Suizid gezwungen wird.
Zu den von Bommarius ausgewählten Protagonisten und Protagonistinnen gehört auch die 14-jährige Anne Frank, die am 6. Juni 1944 in ihrem Versteck in der Amsterdamer Prinsengracht die Nachricht von der Invasion hört und sich fragt: »Sollte dieses Jahr, dieses 1944, uns den Sieg schenken?« Und Victor Klemperer, der an jenem Tag seinem Tagebuch anvertraut: »Eva war sehr erregt, ihr zitterten die Knie. Ich selbst blieb ganz kalt, ich vermag nicht mehr oder noch nicht zu hoffen.« Schließlich Heinrich Böll, 26 Jahre alt, Wehrmachtssoldat in Ungarn; er beendet seinen Brief an die Freundin zum 6. Juni 1944 mit den Worten: »Ach, wie gerne möchte ich dort sein, es muss doch schöner sein, einem Feind wie dem Engländer gegenüberzustehen als dieser Finsternis und dem düsteren Schrecken der Russen.«
Man freut sich über die Wiederbegegnung hier mit Stéphane Hessel, gebürtiger Berliner, Résistancekämpfer, Buchenwald-Überlebender und 1948 Mitautor der Allgemeinen Erklärung der Menshenrechte der Uno; 2010 elektrisierte er mit seinem Essay »Indignez-vous!« (Empört euch). Sogar Antoine de Saint-Exupéry, Autor des »Kleinen Prinzen«, der von einem Aufklärungsflug über deutsche Linien am 31. Juli 1944 nicht zurückkehrte, taucht hier auf.
Schriftliche Hinterlassenschaften prominenter und weniger prominenter, aber nicht minder ausdrucksstarker Zeugen hat Bommarius zusammengetragen. Dazwischen eingestreut Berichte über die militärischen Ereignisse und die sich mehrenden deutschen Kriegsverbrechen wie das Massaker in Oradour-sur-Glane, vier Tage nach der Landung der Westalliierten in der Normandie, am 10. Juni, begangen von der SS-Panzerdivision »Das Reich«. Bommarius’ Buch endetmit dem Fall und dem Brand der Festung Königsberg(heute Kaliningrad). Bemerkenswerterweise haben die Flammen Kants Grabmal verschont. »Drei Tage lang ließ sich die tödlich getroffene, verröchelnde Stadt nicht betreten. Der glühend heiße Boden kühlte nur langsam ab. Was von Königsberg übrig blieb, waren schwarze Ruinen mit Fensterhöhlen, die Totenschädeln glichen.«
Zum Schluss werden im Zeitraffertempo die Ereignisse bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 skizziert, der unnötige Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August ist erwähnt. Das Resümee: Mehr als 60 Staaten waren direkt oder indirekt am Zweiten Weltkrieg beteiligt. Er kostete weltweit 60 bis 70 Millionen Menschen das Leben, in der Mehrzahl Zivilisten. »Knapp die Hälfte der 27 Millionen Toten, die die Sowjetunion zu beklagen hatte, waren Angehörige der Roten Armee. Jeder Vierte der getöteten sowjetischen Soldaten starb allerdings nicht im Kampf, sondern in deutscher Kriegsgefangenschaft«, vermerkt Christian Bommarius.
Dieses Buch bietet ein erschütterndes, breitgefächertes Panorama des vorletzten Kapitels im von deutschem Eroberungswahn angezettelten Zweiten Weltkrieg. Die Fülle der hier ausgebreiteten Eindrücke und Erfahrungen ist kaum zu übertreffen. Es regt zudem durchaus auch zum Nachdenken über das große Thema Krieg und Frieden heute an.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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