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»Berliner Hausbesuche«: Vor allem bei Deutschen erfolgreich

Immer mehr Senioren nehmen das kostenlose Beratungsangebot des Landes wahr – in migrantischen Communitys gibt es aber noch Luft nach oben

»Es ist nicht so, dass sich Berlin hier etwas ausgedacht hat und damit alleine unterwegs ist«, sagt SPD-Gesundheitssenatorin Ina Czyborra am Montag im Abgeordnetenhaus. Auch in anderen Bundesländern werde das Konzept betrieben, das hinter den »Berliner Hausbesuchen« steht und seinen Ursprung im Skandinavien der 90er Jahre findet.

Den Erfolg des Pilotprojekts, bei dem Berliner*innen ab 70 Jahren aktiv über Angebote in ihrem Kiez informiert werden, schmälert das nicht. Fast 90 Prozent der kontaktierten Senior*innen hätten das Informationsgespräch als »sehr nützlich« bewertet, berichtet Projektleiterin Judith Demuth von den Maltesern im Gesundheitsausschuss. »Teilweise erwartet man uns mit Kaffee und Kuchen«, so Demuth. Dankbarkeit sei so gut wie immer zu spüren.

Was 2021 in lediglich zwei Sozialräumen begonnen habe, so Demuth, sei mittlerweile in allen Berliner Bezirken anzutreffen. Insgesamt 24 sogenannter Lots*innen sind ihr zufolge in der Hauptstadt aktiv. Radiospots, Plakate, Hinweise in Apotheken und bei Hausärzten machten auf das Angebot aufmerksam. Auch auf Kiezfesten oder in Einkaufzentren würden die Malteser für die »Berliner Hausbesuche« werben.

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Die Auswertung des Pilotprojekts anhand von über 1000 Evaluationsgesprächen zeigt: Rund die Hälfte der Senior*innen wurden zuvor durch Öffentlichkeitsarbeit erreicht. Wer die Beratung in Anspruch nimmt, ist im Schnitt 78 Jahre alt, lebt meist alleine und zählt in drei von vier Fällen zum weiblichen Geschlecht.

Wenngleich sich das Angebot insgesamt immer größerer Beliebtheit erfreut, wird es in migrantischen Communitys noch vergleichsweise selten angenommen. 9 Prozent der Beratenen weisen einen Migrationshintergrund auf. »Es gibt da vielleicht noch größere Vorbehalte«, erklärt Demuth. Informationsmaterialien seien neben Deutsch bislang auf Arabisch, Türkisch, Russisch und Vietnamesisch verfügbar. Englisch solle demnächst dazukommen.

Zugleich, so Demuth, habe man in neu hinzugekommenen Bezirken, darunter Mitte und Kreuzberg, noch nicht ganz Fuß gefasst. »Es findet ein Austausch statt, wie wir da noch besser werden können«, sagt die Projektleiterin. Erste Erfolge hätten die Malteser unter anderem beim Fastenbrechen in Reinickendorf gemacht. Personal mit Fremdsprachenkenntnissen aufzutreiben, gestalte sich hingegen schwer.

Unklar bleibt, ob sich die im kommenden Jahr fällig werdenden Sparmaßnahmen im Zusammenhang mit den Pauschalen Minderausgaben im Berliner Haushalt auf das Angebot auswirken. »Wenn alles auf den Prüfstand kommt, ist alles auf dem Prüfstand«, sagt Senatorin Czyborra. Zugleich sieht die SPD-Politikerin die »Berliner Hausbesuche« als wichtiges Mittel, den Zeitpunkt einer Pflegebedürftigkeit nach hinten zu verschieben.

Über die demokratischen Fraktionen hinweg findet sich am Montag nichtsdestotrotz Lob für das Pilotprojekt. Linke und Grüne plädieren neben der Erschließung migrantischer Gruppen vor allem für engen Kontakt mit den Krankenhäusern, damit diese Patient*innen bei der Entlassung über das Projekt aufklären können. Eine Mahnung spricht zudem Arne Herz (CDU), Bezirksstadtrat für Soziales in Charlottenburg-Wilmersdorf, aus: Nach wie vor gebe es Kieze, in denen es an sozialen Angeboten mangele und Altersarmut weitverbreitet sei.

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