Bericht dokumentiert Hamas-Verbrechen

Human Rights Watch hat die Massaker vom 7. Oktober untersucht

Von ultraorthodoxen Ersthelfern geborgene Leichen vom 7. Oktober. Viele Tote oder auch Tatorte wurden nicht forensisch untersucht.
Von ultraorthodoxen Ersthelfern geborgene Leichen vom 7. Oktober. Viele Tote oder auch Tatorte wurden nicht forensisch untersucht.

Die islamistische Hamas und vier weitere palästinensische Organisationen haben am 7. Oktober 2023 in Israel zufolge systematisch die Zivilbevölkerung angegriffen. Die Gruppen hätten dabei zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch (HRW).

Die Tötung und Geiselnahmen von 815 Zivilisten seien »kein spontan gefasster Entschluss, kein schief gelaufener Plan und auch keine isolierte Handlung« gewesen, betont HRW. Die Organisation wirft den Gruppierungen zudem vor, Leichen verstümmelt und geschändet zu haben. Bewaffnete hätten aus nächster Nähe auf Fliehende sowie in Schutzräume geschossen, Granaten geworfen und mit Panzerfäusten gefeuert. »Sie setzten Häuser in Brand, verbrannten und erstickten Menschen und vertrieben andere, die sie dann erschossen oder gefangen nahmen.«

HRW hat nach eigenen Angaben auch Beweise für sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gefunden. Diese könne jedoch nie vollständig untersucht werden, da Opfer entweder tot sind, israelische Ersthelfer relevante Beweise nicht sammelten und sogar zerstörten oder Betroffene aus Furcht vor Traumata und Stigmatisierung lieber schwiegen.

Die Menschenrechtler begannen ihre Untersuchung im Oktober 2023 und sprachen dafür mit 144 Menschen, darunter 94 Überlebenden der Angriffe. Betrachtet werden Anschläge auf 19 Kibbuzim, mehrere Ortschaften, zwei Musikfestivals, eine Strandparty sowie Militärstützpunkte.

Die Hamas kritisierte den Bericht als »israelisches Propagandadokument« und verlangt eine Entschuldigung. HRW ignoriere bewusst Verbrechen, »die die Nazi-Besatzungsarmee am selben Tag gegen unser Volk im Gazastreifen und sogar gegen israelische Zivilisten« begangen habe. Damit spielt die Hamas auf das »Hannibal-Protokoll« an, wonach Israels Militär Geiselnahmen auch mit der Tötung eigener Staatsangehöriger verhindern darf. Diese Taten werden in dem HRW-Bericht jedoch auch erwähnt.

Zudem kritisierte die Hamas, dass ein ausgewogener Bericht auch den Gaza-Krieg mit 120 000 Toten und Verletzten berücksichtigen müsse. Allerdings berichtete HRW in der Vergangenheit auch über israelische Verbrechen und handelte sich damit den Vorwurf der Voreingenommenheit ein.

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