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Irrwege statt Lehrpfad in Zeithain
Ein seit 2010 geplantes Gedenkprojekt für ermordete Kriegsgefangene in Sachsen kommt nicht voran
Das Geld ist weg. Eine halbe Million Euro hätte bis Ende 2025 in einen Geschichtslehrpfad fließen sollen, mit dem im sächsischen Zeithain an ein schlimmes Verbrechen der NS-Zeit erinnert werden soll: die Ermordung Zehntausender Kriegsgefangener. An keinem anderen Ort in Deutschland kam eine vergleichbare Zahl gefangener Soldaten zu Tode. Jetzt aber wurde bekannt, dass es für das seit 15 Jahren geplante Vorhaben einen empfindlichen Rückschlag gibt. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG) hat entschieden, die Mittel in andere Vorhaben umzulenken. Der Förderverein der Gedenkstätte ist entsetzt und fürchtet, das Projekt könne sich um Jahre oder gar Jahrzehnte verzögern.
In Zeithain errichtete die Wehrmacht im Juli 1941 das Stammlager Stalag 304 (IV/H). Bis die Rote Armee das Lager im April 1945 befreite, kamen dort bis zu 30 000 sowjetische Kriegsgefangene und einige Hundert Italiener und Polen um. Mehr NS-Opfer sind an keinem Ort in Sachsen zu verzeichnen. Seit vielen Jahrzehnten wird an sie in der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain erinnert. Diese wurde allerdings auf dem Gelände eines ehemaligen Lazaretts eingerichtet, das zehn Kilometer vom Ort des eigentlichen Lagers entfernt liegt. Dieser war nicht zugänglich, weil sich dort bis zum Ende der DDR ein sowjetischer Truppenübungsplatz befand.
»Die Entwicklung des Lehrpfads wird auf Jahre, vermutlich Jahrzehnte verzögert.«
Erklärung des ehrenamtlichen Fördervereins
Seit 2010 nun müht sich der Förderverein, dort einen Lehrpfad anzulegen. Unter anderem sollen Installationen die Lage und Größe von Baracken verdeutlichen. Allerdings liegt das Areal heute in einem Naturschutzgebiet von europäischem Rang. Widerstände in den Naturschutzbehörden paarten sich mit Unwillen in der Gedenkstättenstiftung, in der Projekte zur NS-Zeit bis zu einem Führungswechsel 2020 einen schweren Stand hatte. Um so erfreulicher war eine Entscheidung des sächsischen Landtags, der im Februar 2022 eine halbe Million Euro aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR bewilligte. Allerdings muss das Geld bis Ende 2025 ausgegeben sein.
Daran, dass dies gelingen könne, glaubte man in der Stiftung aber nicht mehr, als Ende April die Unterzeichnung entsprechender Verträge anstand. Geschäftsführer Markus Pieper verweist auf noch nicht erteilte bauliche Genehmigungen und Verzögerungen in der Projektabwicklung. Nach Angaben des Fördervereins liegt ein Bauantrag seit sechs Monaten unbearbeitet beim Landkreis Meißen. Damit die Mittel nicht verfallen, beantragte die Stiftung eine Verwendung für andere Zwecke: ein Schaudepot für Grabsteine von Opfern der NS-Krankenmorde in Großschweidnitz und ein Gedenkort für Opfer der NS-Militärjustiz am Brückenkopf in Torgau. Pieper betont, der Lehrpfad in Zeithain stehe »nicht vor dem Aus«. Die Umsetzung solle nun aus eigenen Mitteln der Stiftung und »gegebenenfalls in alternativer Form« erfolgen.
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Der Förderverein hält das für unrealistisch. Er fürchtet, das Ergebnis werde »didaktisch völlig unzureichend« sein und die Bedeutung des Massenverbrechens »immer mehr verdecken statt ausleuchten«. Scharfe Kritik gibt es auch an der Informationspolitik der Stiftung. Die im Frühjahr getroffene Entscheidung zur Umwidmung der Gelder, deren Ursprung der Verein in »Panik angesichts selbstverschuldeter Verzögerungen« sieht, wurde den Betroffenen erst drei Monate später mitgeteilt.
Der Förderverein versucht, mit einer Petition die Rücknahme der Entscheidung zu erwirken. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass beim Erinnern an ähnliche Verbrechen andernorts »ganz andere Maßstäbe gesetzt« würden. Für die Dokumentationsstelle im einstigen Stalag 326 im westfälischen Holte-Stukenbrock hätten Bund und Land jeweils 25 Millionen Euro zugesichert. Allerdings gibt es auch dort Probleme. Der Kreistag Gütersloh beschloss im März erhebliche Abstriche am zunächst geplanten Projekt, um die Zuschüsse für Betriebskosten zu reduzieren. So soll ein geplantes Besucherzentrum entfallen. Im Herbst hatte eine Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und AfD sogar gänzlich gegen eine Beteiligung der Kommune gestimmt.
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