Jahn-Sportpark in Berlin: Abriss zunächst gestoppt

Verwaltungsgericht untersagt Zerstörung von Spatzen-Brutplätzen bis März 2025. Erwirkt haben das die Naturfreunde Berlin.

Im Oktober hatten die Abrissarbeiten des Stadions am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark begonnen.
Im Oktober hatten die Abrissarbeiten des Stadions am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark begonnen.

»Der Stopp des Abrisses des Jahnstadions war wichtig, weil der Senat seine eigenen artenschutzrechtlichen Vorgaben missachtet hat«, sagt Uwe Hiksch von den Naturfreunden Berlin. Sein Verband konnte durch einen Eilantrag vor dem Berliner Verwaltungsgericht erreichen, dass der Senat die Abrissarbeiten im Jahn-Sportpark bis zum 28. Februar 2025 unterlassen muss. Im Urteil, das »nd« vorliegt, werden Abrissarbeiten der östlichen Tribünengebäude, der westlichen Gegentribüne, der Sanitärgebäude (WC) Nord und Süd und der Trafogebäude alt und Südost untersagt.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Grund für den gerichtlichen Abrissstopp sind Brutplätze des Haussperlings, auch Spatz genannt. »Mit den geplanten Abrissmaßnahmen gehen insgesamt mindestens 94 Brutplätze des Haussperlings verloren«, heißt es in der Urteilsbegründung. Die zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung habe bislang keine ausreichenden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen umgesetzt und dürfe deshalb die Nistplätze nicht zerstören. Dann müsse geprüft werden, ob die Spatzen die Ersatz-Nistkästen annehmen, erst ab Oktober könnte der Abriss also fortgesetzt werden, so Hiksch zu »nd«.

Für Hiksch bedeutet eine strenge Auslegung des Urteils, dass nun erst einmal alle Bauarbeiten am Jahnstadion ruhen müssten. Die Stadtentwicklungsverwaltung sieht das anders. »Das Gericht hat nur untersagt, an den Gebäudeteilen, an denen die Nistplätze sind, weiterzuarbeiten«, sagt Pressesprecher Martin Pallgen zu »nd«. Im aktuellen Bauabschnitt betreffe das nur die Außenwände der östlichen Tribüne, nicht den Innenbereich. Weil in den nächsten zwei Wochen sowieso keine Arbeit an den Außenwänden anstünde, betreffe das Urteil die laufenden Arbeiten noch nicht.

Bis dahin wolle die Stadtentwicklungverwaltung das Verwaltungsgericht überzeugen, den Beschluss zurückzunehmen oder zu ändern, so Pallgen. »Wir greifen die Hinweise des Gerichts auf und werden verbesserte Maßnahmen für den Haussperling umsetzen.« Man prüfe aber zusätzlich, Widerspruch gegen den Beschluss beim Oberverwaltungsgericht einzulegen.

Uwe Hiksch nennt das Vorgehen des Senats »Salami-Taktik«. Er verspricht, genau zu prüfen, ob und wie weiter am Jahnstadion gearbeitet wird. Gegebenenfalls werde man sich um eine einstweilige Verfügung bemühen, sagt er.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -