Mord ist keine Ausnahme

Sarah Yolanda Koss über tödliche Justizbrutalität in den USA

Ein Ausschnitt aus der Bodycam-Aufnahme eines der Beamten.
Ein Ausschnitt aus der Bodycam-Aufnahme eines der Beamten.

Es sind zutiefst verstörende Aufnahmen, die New Yorks Staatsanwaltschaft Ende vergangener Woche veröffentlichte. Insgesamt zwei Stunden lang zeigt das Videomaterial vier verschiedener Bodycams die Misshandlung des Inhaftierten Robert Brooks im Marcy-Gefängnis. Mehrere Justizbeamte prügeln über 20 Minuten auf den auf einer Liege fixierten Mann ein. Am 10. Dezember verstirbt er in einem New Yorker Krankenhaus. Ebenso untragbar ist, was auf den Aufnahmen um die Misshandlung herum geschieht. Einige Personen passieren im Hintergrund den Gang, darunter eine Krankenschwester, niemand schreitet ein. Zwei Beamte in Zivil stehen im Türrahmen, grinsend. Eine Ausnahmesituation sieht anders aus. Das bestätigt auch ein Bericht der »New York Times«. Gegen mindestens drei der 13 beteiligten Beamten liefen bereits Ermittlungen wegen Gewalt im Dienst.

Und das Marcy-Gefängnis ist kein Einzelfall. Laut der NGO Mapping Police Violence starben 2023 mehr Menschen in den USA durch Polizeigewalt als in den zehn Jahren davor, auch in Deutschland waren es 2024 doppelt so viele wie 2023. Wenn die Anwältin der Familie Brooks betont, dass die Aufgabe der Beamten gewesen wäre, ihren Angehörigen zu beschützen, klingt das nur noch zynisch.

Denn die Aufnahmen aus dem Marcy-Gefängnis versinnbildlichen das Gegenteil. Gefängnisse und Polizei institutionalisieren Gewalt, Rassismus und Klassismus. Die Morde sind die Zuspitzung eines inhärent gewaltvollen Konstrukts, das durch den Aufbau sozialer Strukturen abgelöst werden muss.

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