Posthume Begnadigung für Marcus Garvey

US-Präsident Biden nimmt jamaikanischen Bürgerrechtler in Liste auf

Wandbild zu Ehren des ersten Nationalhelden Jamaikas Marcus Garvey in Water Lane, einem Kunstprojekt in Downtown Kingston
Wandbild zu Ehren des ersten Nationalhelden Jamaikas Marcus Garvey in Water Lane, einem Kunstprojekt in Downtown Kingston

Er ist der Einzige auf der Liste des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden, der schon tot ist, und das seit 1940: Marcus Garvey – Jamaikas erster von bisher sieben zu Nationalhelden erkorenen Personen. Biden begnadigte fünf Menschen vollständig. Die Strafen von zwei weiteren Menschen würden zudem deutlich verkürzt. »Diese Begnadigten haben jeweils bedeutende Beiträge zur Verbesserung ihrer Gemeinschaften geleistet«, teilte das Weiße Haus mit.

Bidens Wertschätzung für Garvey kommt spät. Jamaikas Premierminister Dr. Andrew Holness sagte in einer Erklärung, Bidens Entscheidung sei der »erste Schritt zur vollständigen Entlastung und Auslöschung dieses historischen Unrechts«, und signalisiere die Bedeutung des Tages für alle Jamaikaner. »Die Beseitigung des ungerechten Schandflecks auf Marcus Garveys Namen stellt die volle Würde und Ehre wieder her, die er als Verfechter von Freiheit, Selbstbestimmung und Gleichheit immer verdient hat«, sagte Holness laut der jamaikanischen Tageszeitung »The Gleaner«. Der Premierminister bedankte sich bei Biden, bei Privatpersonen, die Petitionen unterzeichnet haben, bei der jamaikanischen Diaspora, bei Freunden Jamaikas und bei den verschiedenen Regierungen des Landes, die sich für die Begnadigung eingesetzt hatten.

Bidens Entscheidung folgte auf das anhaltende Engagement mehrerer US-Gesetzgeber, darunter die demokratische Kongressabgeordnete und Tochter jamaikanischer Einwanderer Yvette D. Clarke, die dem Congressional Black Caucus vorsitzt, der Vereinigung afroamerikanischer Mitglieder des Kongresses, die sich für afroamerikanische Belange einsetzt. Clarke hatte argumentiert, die Verurteilung sei Ergebnis eines staatlichen Fehlverhaltens, das darauf abzielte, den einflussreichen Bürgerrechtsführer zu diskreditieren.

Oppositionsführer Mark Golding betonte, dass die Begnadigung »einen schweren historischen Justizirrtum korrigiert«. Golding sagte, Garveys Verurteilung sei das Ergebnis einer illegalen, von Geheimdiensten gesteuerten Operation, mit der seine panafrikanische Bewegung, die 1914 gegründete Universal Negro Improvement Association (UNIA) ausgeschaltet werden sollte. Er betonte, dass Garveys Prinzipien der Einheit und Selbstbestimmung nicht nur das Fundament der Bewegungen für soziale Gerechtigkeit in ganz Afrika und in der Diaspora gestärkt hätten, sondern auch eine neue Generation panafrikanischer Befürworter dazu inspirieren würden, mit neuer Entschlossenheit und Zielstrebigkeit eine Führungsrolle zu übernehmen.

»Diese historische Begnadigung ist ein wichtiger Schritt in einem Prozess, der weitergehen muss, bis der Nationalheld entlastet ist. Sein Name muss vollständig reingewaschen werden«, sagte Olivia Grange, Ministerin für Kultur, Gender, Unterhaltung und Sport.

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