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Das einsamste Mädchen der Welt
Als Aubreys Mutter unerwartet verschwindet, bedeutet dies für die Elfjährige zunächst: Cracker zum Frühstück, Cracker zum Mittag, Cracker zum Abendbrot. Und Fernsehen, solange sie will. Doch als die Mutter auch nach mehreren Tagen nicht wieder auftaucht, bedeutet es: Angst. Niemand soll etwas merken. Denn andernfalls befürchtet Aubrey, in einem Heim zu landen. Und gewiss wird die Mutter dann bestraft. Aber das soll sie nicht, schließlich ist sie doch Aubreys Mutter ...
Ein Verkehrsunfall, bei dem Vater und Schwester starben, hatte zuvor schon Aubreys Familie zerstört. Die Oma spürt das nun verwahrloste und allein gelassene Kind auf und nimmt es mit zu sich. Doch an Normalität ist nicht zu denken. Von der Mutter im Stich gelassen zu werden, bedeutet nämlich auch: Unverständnis, Selbstzweifel, Fragen ohne Antwort. Und am Ende einer unaufhaltsamen Gedankenkette steht: Ablehnung.
Nachdem Aubrey sich mehr und mehr einlebt und in der Nachbarstochter eine gute Freundin findet, nachdem sie in der Schule den Anschluss schafft und endlich wieder etwas Lebensfreude entwickelt, als schließlich ein Verwandter die Mutter ausfindig macht – da kapselt sich das Mädchen ab. Nie wieder will Aubrey so verletzt und hintergangen werden. In ihrer Oma, den Nachbarn und der Schulpsychologin findet sie wertvolle Unterstützung, aber nicht alle Wunden können verheilen. Aubreys Schicksal ist die Geschichte eines ungeheuerlichen, existenziellen Verrats. Einfühlsam und ohne falsches Pathos erzählt.
Suzanna LaFleur, Mich gibt's auch noch!, Dressler, 284 Seiten, 13,90 Euro (ab 11 J.)
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