Die Rezension: Für immer geheilt?
Die Seele ist krankt, doch wer kann helfen? Der Psychotherapeut, sollte man meinen, medizinisch ausgebildet und mit wissenschaftlichen Methoden arbeitend. Doch viele Betroffene haben Scheu davor. In einer kassenfinanzierten, tiefenpsychologisch orientierten Therapie plant die Therapeutin oder der Therapeut ein, zwei Jahre für die Behandlung ein. Eine Garantie auf Heilung gibt es nicht, lediglich eine gute Chance, wenn Patient und Therapeut gemeinsam arbeiten. Das klingt anstrengend.
Wie viel attraktiver sind da alternative esoterische Blitz-Techniken, die man im besten Fall an einem Wochenende absolviert. Reinkarnationstherapie, Familienaufstellung, Rebirthing oder der Quadrinity-Prozess, dessen Ziel es ist, sich die Verletzungen durch die Eltern bewusst zu machen und damals verdrängte Gefühle nachzuholen, sind im Angebot. Nicht selten wird hier versprochen, Probleme schnell für immer zu lösen. Darin liegt die größte Anziehungskraft solcher unseriöser Angebote.
Dieses Buch stellt neun Techniken vor, die für Patienten erwiesenermaßen gefährlich werden können. Es liefert Argumente dafür, sich ihnen nicht auszusetzen, und zeigt auf, welche Gefahren darin liegen, wenn Psychotherapie mit einer bestimmten Glaubensrichtung oder mit übersinnlichen Elementen vermischt wird. Doch weiß es auch die Suche der Menschen nach einem tieferen Sinn, nach etwas, in das sie eingebunden sind, als urmenschliches Bedürfnis zu respektieren. Eine Suche, der seriöse Psychotherapie Rechnung tragen muss.
Heike Dierbach: Die SEELEN-Pfuscher, Rowohlt Taschenbuch Verlag, br., 248 S., 12 €.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.