Monetaristen-Monstranz

Monetaristische Hardliner tragen die Unabhängigkeit der Notenbank wie eine Monstranz vor sich her. Diese soll nur der Geldwertstabilität verpflichtet sein und dürfe nicht von der Politik in die Pflicht genommen werden, etwas für Wachstum und Beschäftigung zu tun. Beide Ziele kommen sich bisweilen in die Quere. Zu den Falken zählt Bundesbank-Chef Axel Weber, der den schuldenkrisenbedingt gelockerten Kurs der EU-Zentralbank (EZB) öffentlich kritisierte. Damit hat er sich ins Abseits bugsiert – als Kandidat für den EZB-Chefsessel scheint er nicht mehr durchsetzbar. Und wenn doch, könnte er seinen geldpolitischen Vorstellungen nicht so unbeschwert frönen wie bei der Bundesbank. Dies bereitet seinem Ego offenbar so große Probleme, dass er hinschmeißen will. Angela Merkel scheint ihn zu einem geordneten Rückzug zu drängen, bis sie einen Alternativkandidaten in Brüssel präsentieren kann.

Wenn sich die Gerüchte bestätigen, dass Weber zur Deutschen Bank wechseln möchte, wäre dies ein echter Skandal. Als Ex-Bundesbank-Chef brächte er Interna von Konkurrenten mit und enge Beziehungen zur höchsten Politik. Und es würde tief blicken lassen: Auch die Bundesbank hat im Vorfeld der Finanzkrise als Aufsicht kläglich versagt und das spekulative Treiben der Banken nicht unterbunden. Und Weber persönlich hat mit seinen Vertrauten die allzu bankenfreundlichen Rettungsprogramme auf die Beine gestellt. Hat die Unabhängigkeit der Notenbank also vor allem den Zweck, den Geschäftsbanken den Rücken freizuhalten?

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -