Bunt, böse

Herbert Köfer 90

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein schnarrendes »von Studtmann!« rief ihn auf den Plan, und so, wie Wolfgang Langhoff als Rittmeister Pagel diesen Ruf herausknallte, ein trockenes bellendes Befehlsgeschoss, musste nun ein Mann ins Bild kommen, der unter solchen Befehlen Hund und Mensch zugleich war. Gefolgsknecht mit letztbewahrtem Würdeklecks am Charakter.

Herbert Köfer spielte diesen von Studtmann in Hans-Joachim Kasprziks Fallada-Verfilmung »Wolf unter Wölfen«, deutsche Fernsehgeschichte aus Adlershof. Eine der großen Rollen Köfers, bei deren Gestaltung mit einem Schlage alles wich, was man bis dahin schnell mit diesem Typus Schauspieler verbunden hatte: komödiantische Unbekümmertheit, die sich eher in flacheren, ja seichteren Gegenden ausbreitete als auf hohen Ebenen der Kunst. Wobei Herbert Köfer, auch wenn er nur flapste oder trittfest im Schwank stand oder anderswo bloß herumhumorte, doch immer zu den Meistern gehörte, zu den Sympathischen, die es schaffen, dass man noch in den Niederungen des Gewerbes aufschaut zu ihnen. Ein Freudiger der Spaßdarbietung. Ein Gernbeschäftigter im Grobgebiet der Film- und Fernsehunterhaltung. Ohnsorg und Millowitsch im Fernsehtheater Moritzburg. Ein Mann für Sonn- und Silvesterabend. Possengeblüt. Herzhaftes Rüpelspiel. Noch die Rentnerrolle als Rolle vorwärts in den freundlichen Klamauk.

Aber plötzlich, bei Fallada, alles weg. Bei »Wolf unter Wölfen« und auch beim anderen großen Fallada-Film von Kasprzik: »Kleiner Mann – was nun?« Da schlich Köfer als Verkäufer durchs Kaufhaus, in dem auch der unglückliche Pinneberg von Arno Wyzniewski Halt zu fassen sucht. Köfer schleicht und schlängelt, selber unter ständig bösem Druck und von daher wach wie eine Viper: denunziatorische Freundlichkeit; jedes Lächeln ein Gruß des Messers, das gerade zustößt; ein Prototyp der Konkurrenzgesellschaft, die Leistung zum Folterinstrument macht.

Nimmt man noch den SS-Mann Kluttig in »Nackt unter Wölfen« oder seinen mitläuferischen Werkmeister Barberino in »Krupp und Krause« hinzu, so ergibt sich das Bild eines präzisen Darstellers, dessen Gestalten ihre Gemütsweichteile oft pflegen und schützen um den Preis einer eisig konsequenten Anpassung an ungute Mächtige. Köfer war der durchdringende Porträtist einer fürs Wölfische verführbaren Biederkeit, und wenn man diesen Akteur so einmal gesehen hatte, dann wusste man um eine Qualität, die auchalle Wirkungen des Volks-Schauspiels gütig einfasste.

Der gebürtige Berliner, der die Schauspielschule des Deutschen Theaters besuchte, war 1952 der erste Nachrichtensprecher des Deutschen Fernsehfunks, eine freilich nur kurze Karriere – es hieß, Köfer spreche die Meldungen nicht, er spiele sie. Die frühe Neigung, die Welt heiterer darzubieten, als sie ist?

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