Steuerbetrug: Schäuble für Kompromiss

Innenminister will mit der Schweiz nachverhandeln

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (dpa/nd). Die Bundesregierung will auf Druck der Länder noch einmal über das umstrittene Steuerabkommen mit der Schweiz verhandeln. Zwischen Bund und Ländern bestehe Übereinstimmung, dass es sich lohne, nochmals auf die Schweizer Partner zuzugehen, verlautete nach Gesprächen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit den Länderfinanzministern am Mittwochabend in Berlin. Es solle möglichst schnell gemeinsam ausgelotet werden, ob noch weitere Kompromisse bei der einen oder anderen Frage möglich seien, hieß es in Regierungskreisen.

Die von SPD und Grünen geführten Länder beharren auf Korrekturen an der geplanten Besteuerung der Altvermögen deutscher Steuerbetrüger sowie künftiger Kapitalerträge bei Schweizer Banken. Schäuble ist in der Länderkammer auf die Stimmen von SPD und Grünen angewiesen. Das Steuerabkommen soll 2013 in Kraft treten.

Umstritten ist die Regelung zur Besteuerung des in der Schweiz seit Jahren angelegten Schwarzgelds. Schweizer Banken sollen auf Altvermögen noch nicht entdeckter deutscher Kunden - rückwirkend auf zehn Jahre - einmalig eine Pauschalsteuer zwischen 19 und 34 Prozent an den deutschen Fiskus überweisen. Steuerbetrüger bleiben aber anonym und hätten so beiseitegeschafftes Geld legalisiert.

Von 2013 an sollen zudem Erträge deutscher Anleger mindestens genau so hoch besteuert werden wie in Deutschland. Auf in der Schweiz kassierte Zinsen und Dividenden soll eine Quellensteuer von etwa 26,4 Prozent (inklusive »Solizuschlag«) gezahlt werden. Zinsen würden aber niedriger besteuert als nach der Vereinbarung zwischen der Schweiz und der EU (35 Prozent).

Der baden-württembergische Finanzminister Nils Schmid (SPD) bekräftigte vor den Gesprächen, dass dem Abkommen in der jetzigen Form nicht zugestimmt werden könne: »Die SPD hat erhebliche Bedenken, weil die Steuergerechtigkeit infrage gestellt wird.« Sie stelle Steuerhinterzieher besser als ehrliche Steuerzahler. Es gebe noch erheblichen Gesprächsbedarf mit Schäuble, sagte Schmid.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.