Pollenflug ohne Pause
Klimawandel verlängert die Plagesaison für Heuschnupfenpatienten
Die Saison für Allergiker beginnt in diesem Jahr früher. »Die Birken bekommen bei Temperaturen von bis zu 20 Grad einen richtigen Schub. Das kann bei sonnigem und windigem Wetter in den nächsten Wochen zu einem starken Pollenflug führen«, so Meteorologe Jörg Riemann von der MeteoGroup. Birkenpollen seien die aggressivsten im Frühjahr. MeteoGroup und Freie Universität Berlin geben Polleninformationen für Berlin und Brandenburg heraus.
»Es ist im Moment zu warm für die Jahreszeit. 20 Grad sind in unseren Breiten eine natürliche Grenze im März, mehr geht gar nicht«, ergänzt Riemann. Bisher war die Belastung für Heuschnupfenallergiker wegen der extrem kalten Februartage eher gering. »Die Erlen waren im Januar schon fast soweit, aber sie haben von der Kältewelle eins auf den Deckel bekommen«, berichtet der Meteorologe. Nun erlahme die Erlenblüte bereits, auch die Zeit der Haselnusspollen gehe zu Ende.
Eine Atempause bis zur Birkenblüte, die normalerweise erst Mitte April ihren Höhepunkt erreicht, wird es aber kaum geben. »Das dürfte schon Anfang April heftig werden«, mutmaßt Riemann. Nur viele Regentage könnten die Belastung bremsen.
In den Industriestaaten sind inzwischen ein Fünftel der Erwachsenen und 15 Prozent der Kinder von Pollenallergien betroffen. In einer Umfrage gaben Anfang Februar rund 30 Prozent der Interviewten an, unter Heuschnupfensymptomen zu leiden. Die Pollen führen das Immunsystem in die Irre und lösen im Körper heftige allergische Reaktionen aus, die im schlimmsten Fall bis zum Asthma reichen können.
Meteorologen beobachten bereits seit über 25 Jahren, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Baumblüte hat - und damit die Saison für Allergiker verlängert. Seit 1984 hat sich zum Beispiel die Blühzeit der Birken um rund elf Tage nach vorn verschoben - und sich von 28 auf 36 Tage auch deutlich verlängert. Im Herbst bildet neuerdings die aus Asien eingeschleppte Ambrosia-Pflanze einen späteren Abschluss. Sie verlängert die Pollenflugzeit, die früher mit dem Beifuß Anfang September endete, bis in den Oktober hinein.
Ärzte raten dazu, eine Heuschnupfenallergie nicht unbehandelt zu lassen, damit eingeatmete Allergene nicht sofort in die Bronchien gelangen. 80 Prozent der Asthmatiker litten unter Heuschnupfen. Je nach Grad der Allergie kann eine Immuntherapie helfen. Dabei wird der Körper durch Injektionen schrittweise an das Allergen gewöhnt.
In der Forsa-Umfrage für die Deutsche Dermatologische Gesellschaft gab ein Drittel der Interviewten an, eine ärztliche Diagnose über eine Allergie erhalten zu haben. Fast zwei Drittel der Befragten behandelten sich aber lieber selbst - zum Beispiel mit rezeptfreien Arzneien aus der Apotheke. dpa/nd
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