Protestwelle erreicht Freiburg
Demonstrationen in Deutschland gegen Schmähvideo / Tote in Pakistan
Die bundesweit ersten Proteste gegen das umstrittene Mohammed-Video haben am Freitag die Sicherheitsbehörden in Alarmbereitschaft versetzt. In Freiburg versammelten sich laut Polizei 900 Muslime, um nach dem Freitagsgebet durch die Innenstadt zu ziehen. Auf Transparenten stand »Nein zur Beleidigungsfreiheit«, »Wir verlangen Respekt vor dem Propheten« und »Unser Prophet Mohammed ist tabu«. Die Demonstranten zogen friedlich durch die Stadt. Die nach Angaben von Veranstalter und Behörden erste deutsche Protestaktion gegen das Video fand unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Als Grund nannte die Polizei die weltweit angespannte Sicherheitslage.
Neben Freiburg soll es in weiteren deutschen Städten Demonstrationen gegen das islamfeindliche Video geben. Am Freitagabend wollten auch in Münster und Hannover Demonstranten gegen den Film auf die Straße gehen. Für Samstag sind Proteste in Karlsruhe und Dortmund angekündigt, für Sonntag in Hannover.
Die seit Dienstag vergangener Woche in der islamischen Welt anhaltenden Proteste haben die Bundesregierung dazu veranlasst, die »Vermisst«-Plakataktion vorerst auf Eis zu legen. »Aufgrund einer aktuellen Gefährdungsbewertung des Bundeskriminalamtes (BKA)« werde der eigentlich für Freitag geplante Start der Poster-Kampagne verschoben, teilte das Bundesinnenministerium mit. Die Plakate zeigen Bilder junger Menschen, darunter eine Frau mit Kopftuch, die als »vermisst« bezeichnet werden, weil sie laut einem Begleittext in Gefahr sind, »an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen« verloren zu gehen. Die Türkisch-Islamische Union begrüßte die Verschiebung und forderte zugleich den kompletten Stopp der Kampagne. Die Aktion treibe einen »Keil in die Gesellschaft«, erklärte der Dachverband DITIB.
Die islamisch geprägten Länder kommen derweil nicht zur Ruhe. Auch diesen Freitag kam es vielerorts zu Demonstrationen gegen das Schmähvideo. Dabei sind in Pakistan mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere wurden verletzt. Dort kam es nach dem Freitagsgebet in fast allen größeren Städten zu Straßenschlachten zwischen wütenden Demonstranten und der Polizei.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.