Man ist so alt wie man isst

  • Heike Nicolaisen
  • Lesedauer: 3 Min.
Ernährungswissenschaftler gehen davon aus, dass jeder Mensch seine Lebensqualität im Alter durch die Zusammenstellung seines Speiseplans beeinflussen kann. Zu einer ausgewogenen Mischkost rät Diätassistentin Iris Hassel. Auf dem täglichen Speiseplan sollten zwei Portionen Obst und Gemüse, zwei Portionen Milchprodukte, zwei Scheiben Vollkornbrot und 1,5 bis zwei Liter Getränke stehen. Seefisch sollten ältere Menschen ein bis zwei Mal wöchentlich essen; Fleisch muss nicht regelmäßig sein. Welche Nahrungsmittel jeder aus den einzelnen Produktgruppen aus wählt, hängt von seinem Geschmack und seinen gesundheitlichen Voraussetzungen ab. Personen, die infolge von Schlaganfällen oder anderen Krankheiten an Kau- und Schluckstörungen leiden, können Obst und Gemüse als Saft, Kompott oder Püree essen. Wer keine Milch mag oder verträgt, kann seinen Kalziumbedarf durch Joghurt, Buttermilch, Käse oder Quark decken. Für die Versorgung mit Ballaststoffen sind täglich zwei Scheiben eines richtigen Vollkornbrots zu empfehlen. Kauprobleme sind kein Hinderungsgrund, denn es gibt auch Vollkornbrote aus fein gemahlenem Korn. Ältere Menschen sollten besonders auf die Flüssigkeitszufuhr achten, da ihr Durstgefühl nachlässt. Auch Senioren sollten täglich 1,5 bis 2 Liter trinken, weil Flüssig keitsmangel zu Verwirrtheit und gefährlicher Austrocknung führen kann. Mineralwasser, Tee, Saftschorle - die Auswahl ist groß. Und wer gerne mal ein Glas Wein oder Bier trinkt, braucht darauf nicht zu verzichten. Eine ausgewogene Ernährung hält nicht nur gesund, sondern kann sogar Gesundheitsrisiken einschränken. Als größtes ernährungsbedingtes Risiko nennt Bertil Kluthe, Ernährungsmediziner und Chefarzt in der Kurklinik Bad Rippoldsau, das Übergewicht. 2002 hatten in Deutschland mehr als die Hälfte der über Fünfzigjährigen Übergewicht. Viele Menschen nehmen in der zweiten Lebenshälfte zu, obwohl sie nicht mehr essen als gewöhnlich. »Mit zunehmendem Alter nehmen die aktive Muskel- und Knochenmasse ab, aber der Körperfettgehalt steigt. Bereits ab dem 40. Lebensjahr verändert sich der Körper, der Energiebedarf sinkt, das hat Übergewicht zur Folge, das weitere Erkrankungen wie Diabetes mellitus vom Typ 2 oder Bluthochdruck nach sich ziehen kann,« so Kluthe. Durch Bewegungsmangel und Übergewicht hat heute im Alter von 70 Jahren bereits jeder fünfte Deutsche Altersdiabetes. Bei Frauen tritt Bluthochdruck häufig nach den Wechseljahren auf, dem können sie durch fettarme Kost und einen auf 6 Gramm täglich reduzierten Salzkonsum vorbeugen. Appetitlosigkeit kann zu Mangelversorgung führen - besonders bei Bettlägerigen und allein Lebenden. Iris Hassel empfiehlt eine warme Mahlzeit am Tag, um den Kalorien- und Nährstoffbedarf zu decken. Wer allein nicht kochen mag, sollte in eine Seniorentagesstätte gehen oder Essen auf Rädern bestellen. Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten hält Hassel für überflüssig, denn Mischkost versorgt den Körper ausreichend.

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