Gut bei Diabetes: Topinambur

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In den letzten Jahren ist bei Freunden gesunder Lebensweise eine Sonnenblumenart wieder ins Gespräch gekommen, die nicht nur durch ihre kleinen gelben Blüten, sondern auch durch ihre fast kartoffelgroßen Knollen, die sie unter der Erde bildet, von Interesse ist: Topinambur.
Im Volksmund wird Topinambur auch Diabetikerkartoffel genannt. Die Frucht wurde im 17. Jahrhundert bei einem amerikanischen Indianerstamm entdeckt und kam als »Wunderpflanze« nach Europa. Mit ihrem süßlichen, kohlrabiartigen Geschmack fand sie sehr schnell als Delikatesse Verbreitung. Vor ein paar Jahren tauchte der Name auf der Berliner »Grünen Woche« als Kennwort für gesunde Ernährung wieder auf. Aus der Knolle gewinnt man einen Saft, der beispielsweise Sanddorn-, Sauerkirsch- oder Schwarzem Johannisbeersaft zugegeben wird. Er bereichert die Getränke nicht nur geschmacklich, sondern enthält auch etliche gesundheitsfördernde Stoffe. An erster Stelle wird der hohe Gehalt an Inulin genannt, ein Ballaststoff, der nicht am Zuckerstoffwechsel beteiligt ist, ihn also nicht belastet und deshalb besonders von Diabetikern gut vertragen wird - eine gesunde Alternative zum Zucker.
Andere Inhaltsstoffe wie Cholin, Betain und Saponine stärken die Abwehrkräfte und beugen Krebs vor. Der hohe Gehalt an Kalium, Phosphor, Kieselsäure und Selen ist für den Stoffwechsel wichtig und beeinflusst Nerven- und Muskelfunktionen. Die Topinamburknolle enthält außerdem Vitamin A (Beta-Carotin), B1, B2, B6, C und D sowie Niacin, Pantothensäure und Biotin. In der Volksmedizin wird sie als wirksames Mittel gegen Leber-, Gallen- und Magenbeschwerden empfohlen. Für alle, die abnehmen wollen, dürfte die appetithemmende Wirkung interessant sein. Die Knolle wirkt sättigend und ist sehr kalorienarm. Gekocht kann sie wie eine Kartoffel verarbeitet, aber auch als Rohkost verzehrt werden. Sie ist für Aufläufe, Gemüsegerichte, Suppen, Puffer oder Kuchen geeignet.
Am einfachsten ist es, die Knolle zu waschen, zu bürsten, in feine Scheiben zu schneiden und mit Speiseöl, Salz und Gewürzen anzurichten. Man sollte allerdings mit kleinen Mengen beginnen, damit sich die Darmflora auf das Inulin einstellen kann, sonst könnte es zu Blähungen kommen. Die Knollen sind unter anderem in Naturkostläden erhältlich. Manchem Hobbygärtner ist Topinambur auch als Zierpflanze bekannt. Sie wird bis zu vier Meter hoch, dient als Sichtschutz sowie als Viehfutter und eignet sich wegen ihrer großen Biomasse hervorragend zum Kompostieren und Mulchen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass wir diese Sonnenblumenart in den berühmten Mulchgärten von Kurt Kretschmann in Bad Freienwalde und von Rudolf Behm in Eberswalde finden, wo Experimente interessante neue Erkenntnisse für den Anbau von Topinambur erbrachten. Der 90-jährige Kurt Kretschmann, Legende des ostdeutschen Naturschutzes, der schon lange die unglaubliche Wuchskraft bewunderte und nutzte, lernte erst vor wenigen Jahren auch den hohen gesundheitlichen Wert der Knolle kennen. Der Zuckerkranke erlebte eine erstaunliche Besserung, als er zwei Mal täglich eine kleine Schale Topinambursalat aß. »Die Knolle hat offensichtlich eine enorme bakterientötende Kraft«, meint er. »Ich kann sie jedem Diabetiker nur empfehlen.«
Die Knollen sind im Herbst erntereif. Da sie Frost vertragen, können sie auch im Boden verbleiben und den ganzen Winter über unmittelbar vor dem Verbrauch herausgeholt werden.
Günter Queißer


REZEPT - Topinambur-Rohkost:
Zwei Knollen Topinambur waschen und bürsten, in feine Scheiben schneiden oder raspeln, einen geschälten und geraspelten Apfel und eine halbe zerkleinerte Apfelsine dazugeben und das ganze mit Rahm, Honig und geriebenen Walnüssen verfeinern.

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