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Kolumbiens Friedensgespräche in Phase 2

Regierung und FARC-Guerilla zeigen in Oslo Optimismus, dass der vierte Verhandlungsversuch klappt

Mit einer Pressekonferenz wurden am Donnerstag in Oslo die Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla offiziell eröffnet. Beide Seiten zeigen sich zuversichtlich, dass der nunmehr vierte Friedensprozess erfolgreich sein wird.

Es ist angerichtet: Auch wenn die Pressekonferenz wie die Friedensverhandlungen insgesamt gestern in Oslo mit Verspätung begann, sind die Gespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken FARC-Guerilla nun offiziell eröffnet. Nach der ersten Phase, den seit Februar laufenden Vorgesprächen, ist nun Phase zwei im Gang. Zuvor waren in Havanna in sechsmonatigen Sondierungsgesprächen die Verhandlungsthemen festgelegt worden, Sie umfassen fünf Kernbereiche: landwirtschaftliche Entwicklung, politische Teilhabe der Opposition, die Niederlegung der Waffen der Rebellen, Kampf gegen den Drogenhandel und Wahrung der Rechte der Opfer des Konflikts.

Der in Oslo begonnene Dialog der Phase 2 soll am 15. November in Havanna fortgesetzt werden, teilten beide Seiten in einem gemeinsamen Kommuniqué auf einer Pressekonferenz in Hurdal, 50 Kilometer nördlich von Oslo, mit. Die Unterhändler sollen bereits am 5. November in der kubanischen Hauptstadt zusammenkommen, um die Verhandlungen weiter vorzubereiten.

Der Sprecher der Regierungsunterhändler, Humberto de la Calle, begnügte sich bei der Pressekonferenz mit einer kurzen Erklärung. Darin zeigte er sich optimistisch, dass der vierte Versuch, den seit 1964 währenden Konflikt durch Verhandlungen beizulegen, glücken könnte. Der Grund für seinen Optimismus: die umfassende Verhandlungsagenda, auf die sich die beiden Konfliktparteien anders als bei früheren Anläufen geeinigt hätten. »Wir haben immer gesagt, dass dieser Prozess auf vorangegangenen Prozessen aufbaut.« Nach einer Einigung in den fünf Punkten und der Unterzeichnung eines Friedensvertrages soll in einer dritten Phase die Umsetzung folgen.

Der Verhandlungsführer der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Iván Márquez, holte viel weiter aus, beschrieb den Konflikt in seiner historischen Dimension und stellte klar: »Ein Frieden, der nicht eine Lösung der politischen und sozialen Probleme angeht, wäre gleichbedeutend mit einem Phantomprozess.« Die soziale Lage illustrierte er mit Fakten: 30 Millionen Kolumbianer lebten in Armut, sechs Millionen arme Landbewohner seien in den vergangenen Jahrzehnten durch Armee und Paramilitärs von ihrem Land vertrieben worden. Dennoch ließ er keinen Zweifel daran, dass die FARC-Delegation vom Traum eines dauerhaften Friedens beflügelt in die Verhandlungen gehe. Und er betonte, dass das Volk als Souverän Protagonist des Friedens sein müsse. Am Tisch sitzt das Volk freilich nicht, sondern nur die beiden bewaffneten Parteien.

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