Gangnam unter Belagerung
Musikvideo macht auf Situation im Gazastreifen aufmerksam
Auf den ersten Blick ist das Video mit dem Titel „Gangnam Gaza Style“ bestenfalls ein guter Grund zum Fremdschämen: Vier Minuten lang reiten, tanzen und hüpfen fünf mit schwarzer Kleidung und Sonnenbrille ausgestattete Männer und ein Kind vor verschiedenen Kulissen des Gazastreifen. Dazwischen schlechte Effekte aus der Videobearbeitungssoftware. Im Hintergrund läuft das Elektropop-Gedudel des südkoreanischen Sängers Psy. Warum das Video trotzdem nicht zwischen Tausenden ähnlich schlechten Clips im YouTube-Nirwana verschwindet, ist die politische Botschaft des Clips.
Mit handgeschriebenen Zetteln machen die Protagonisten auf die Situation im Gazastreifen aufmerksam. Sichtbar gelangweilt sitzen vier Männer auf einer Kinderdecke am Strand. „Arbeitslosigkeit“ steht mit roten Filzstift geschrieben auf dem Rücken einer der Männer. Einem voll besetzten Auto geht das Benzin aus und zwingt die Insassen im Rhythmus der Musik auf Eseln weiter zu reiten. „Kein Benzin“ liest man auf Englisch und Arabisch. Eine Szene zeigt das im vergangenen November durch israelische Angriffe zerstörte Fußballstadion. Dazu gibt es weinende Kinder.
„Die Botschaft dreht sich um unser Leiden, Einsperrung, Arbeitslosigkeit und Strommangel – den Gegenständen unserer Probleme“, erklärte einer der Macher des Videos, Walid Afghani, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Eher unfreiwillig symbolisiert nicht zuletzt aber auch die schlechte Qualität des Remakes gegenüber dem südkoreanischen Original die Situation im belagerten Gazastreifen: Lediglich einige Handy-Kameras standen den „Produzenten“ zur Verfügung.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.