Niedersachsen reduziert Beobachtung der LINKEN

Teile bleiben im Visier des Verfassungsschutzes

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.
Niedersachsens früherer Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte noch Landtagsabgeordnete der LINKEN bespitzeln lassen. Unter Rot-Grün soll es das nun nicht mehr geben, Teile der LINKEN bleiben dennoch im Visier des Verfassungsschutzes.

Auch künftig hat der Verfassungsschutz in Niedersachsen - das Land wird seit der letzten Landtagswahl von SPD und Grünen regiert - die LINKE im Visier. Nicht mehr die gesamte Partei, aber Gruppen in ihr: »offen linksextremistische Strömungen«, wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) gestern bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes für 2012 erläuterte.

Ein »Gesamtbeobachtungsobjekt« sei die Partei nicht mehr, ergänzte Maren Brandenburger, Präsidentin des Verfassungsschutzes. Dieser richte sein Augenmerk nur auf drei Unterorganisationen: die Kommunistische Plattform, die Sozialistische Linke und die Antikapitalistische Linke. Diese drei zeigten »nennenswerte Aktivitäten« beim Versuch, »kommunistisches Korrektiv zu sein« in der Partei. Der frühere Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte noch Landtagsabgeordnete der LINKEN bespitzeln lassen. Sein Nachfolger bekräftigte, es sei unangebracht, eine Partei, die in Parlamenten sitzt, unter Generalverdacht zu stellen.

Gefragt, in welchem der vom Geheimdienst überwachten Bereiche das höchste Gefahrenpotenzial liegt, sagte Maren Brandenburger: im Rechtsradikalismus. Seine Präsenz sei 2012 zum Vorjahr um 40 auf 1585 Personen gesunken, aber daraus dürfe nicht auf eine abnehmende Gefahr geschlossen werden. Die Attraktivität der neonazistischen Szene sei für fremdenfeindlich eingestellte junge Menschen unverändert hoch. Solche Jugendliche ließen sich zunehmend von lockeren rechten Aktionsbündnissen anwerben und zu spontanen Aktionen verleiten.

Die Zahl der Linksextremisten habe 2012 stagniert, berichtete Boris Pistorius. In diesem Bereich wisse die Behörde von 940 gewaltbereiten Personen. Die Hemmschwelle in dieser Szene bei zerstörerischen Aktionen sei sehr niedrig. Als Beispiel nannte der Minister den Anschlag auf ein Bundeswehrgelände in Hannover, wo im Sommer 13 Militärfahrzeuge in Brand gesetzt worden waren.

Auch im aktuellen Verfassungsschutzbericht fehlen die Atomkraftgegner nicht: Linksex-tremisten unter ihnen zielten mit ihren teils gewalttätigen Aktionen »auf die Überwindung des politischen System der Bundesrepublik Deutschland«, heißt es.

Schluss gemacht hat die neue, rot-grüne Landesregierung mit der Überwachung muslimischer Menschen nach Schünemann-Manier. »Moschee-Kontrollen« gibt es nicht mehr. Auch die »Check-Listen«, mit deren Hilfe sich überprüfen lassen sollte, ob jemand ein islamistischer Extremist ist, sind abgeschafft.

Salafistische und islamistische Bestrebungen werde der Verfassungsschutz weiter beobachten, sagte Pistorius. Er warnte zugleich vor Islamfeindlichkeit. Diese bilde eine ideologische Brücke zwischen Rechtsextremismus und -populismus. Mit ihrer aggressiven Agitation und der systematischen Abwertung von Muslimen schürten vorgebliche Islamkritiker ein Klima des Hasses und der Angst. Den sich daraus ergebenden Gefahren wolle Niedersachsens Verfassungsschutz entgegen treten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.