Windpark statt Schlosspark

Ein saarländisches Energieprojekt empört französische Politiker im grenznahen Örtchen Manderen

  • Caroline Uhl, AFP
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Windparkprojekt im Saarland hat für Unmut in einem naheliegenden französischen Grenzort gesorgt, dessen Schloss aus dem 15. Jahrhundert zahlreiche Touristen anzieht. Der saarländische Stromproduzent VSE baut in der Grenzregion sieben fast 200 Meter hohe Windräder.

Saarbrücken. Es tobt ein handfester Nachbarschaftsstreit an der deutsch-französischen Grenze. Im Saarland, in unmittelbarer Nähe zu einem denkmalgeschützten und von Touristen gern besuchten Schloss auf französischem Boden, sollen sieben Riesenwindräder entstehen. Lange blieb das deutsche Vorhaben bei vielen Franzosen unentdeckt. Doch nun schlagen die Wogen hoch. Auch ein deutsch-französisches Krisentreffen brachte die Streitenden zuletzt nicht zusammen. Es droht eine juristische Auseinandersetzung.

Zwischen Wäldern und Äckern thront auf der Gemarkung der französischen Gemeinde Manderen das Schloss Malbrouck. Seit 1930 schon steht das Gemäuer aus dem 15. Jahrhundert unter Denkmalschutz, es gilt als eines der wichtigsten Touristenziele der Region. Die Besucher sollen auf dem Schloss das Leben im Mittelalter »hautnah« entdecken, wirbt der Generalrat des Départements Moselle für seine Sehenswürdigkeit. Sehr nah, nach Auffassung französischer Politiker viel zu nah, können Besucher demnächst vom Schloss Malbrouck aus auch die moderne Welt entdecken - in Gestalt der deutschen Energiewende. In der saarländischen Gemeinde Perl, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich und nur 1,2 Kilometer von dem Schloss entfernt, will der Energieversorger VSE einen Windpark bauen. Für rund 40 Millionen Euro will das regionale Unternehmen, an dem der RWE-Konzern mit 50 Prozent und einer Aktie beteiligt ist, sieben Windräder aufstellen. Jedes davon soll gut 200 Meter hoch werden - und damit weithin zu sehen sein.

Mit Windrädern im Hintergrund verliere der Touristenort Malbrouck an Attraktivität, fürchtet nun der Bürgermeister von Manderen, Régis Dorbach. Erfahren habe er von dem Großprojekt zudem erst Anfang Juli, als auf deutscher Seite schon die Sägen röhrten und Bäume für den Bau der Windkraftanlagen fielen, beklagt sich Dorbach. Kritik kommt auch vom Präsidenten des Generalrats von Moselle, Patrick Weiten. Auch sein Gremium sei über das Großprojekt nicht auf dem Laufenden gehalten worden, moniert Weiten. Ein Windpark so nahe beim Schloss »ist für uns unerträglich«, betont er.

Jetzt, da Bürgermeister und Generalrat Bescheid wissen, scheint es aber zu spät: Die zuständigen saarländischen Behörden haben ihre Baugenehmigung längst erteilt. Seit dem 29. Mai liege die Erlaubnis vor, sagt VSE-Sprecherin Sarah Lehnen. Mit der Rodung der Bäume haben die Vorarbeiten zum Bau der Windkraftanlagen begonnen und noch vor Jahresende sollen die Rotoren sich zu drehen beginnen. Der Streit um die Windräder kommt derweil erst richtig in Schwung: Die deutsche Seite widerspricht dem Vorwurf der Desinformation. Die Präfektur in Metz, also die Pariser Vertretung im Département, habe »im Rahmen des Genehmigungsverfahrens die notwendigen Unterlagen von uns bekommen«, betont Holger Zeck vom Landesumweltministerium in Saarbrücken. »Sie hat sich nicht zurückgemeldet, daher gingen wir davon aus, dass keine Beanstandungen bestehen.« Das hätten Vertreter des Landesamts für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) zuletzt auch die Franzosen bei einem Krisentreffen in Thionville wissen lassen.

Während die Präfektur ankündigte, die deutsche Version zu prüfen, fährt Generalratspräsident Weiten schon schärfere Geschütze auf: Die Geschehnisse »demonstrieren das Nicht-Funktionieren« der Institutionen dieser europäischen Großregion, kritisiert er. Der Generalrat werde sich per Brief an Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wenden, »um unsere Bestürzung zum Ausdruck zu bringen«. Zudem solle es eine juristische Prüfung der Geschehnisse geben.

Ein freiwilliges Entgegenkommen von der deutscher Seite bleibt eher unwahrscheinlich. »Das ist schwierig, denn die Genehmigung ist ja erteilt«, zerstreut Zeck Hoffnungen auf eine Übereinkunft. Zudem drängt die Zeit, denn die Arbeiten an den Windrädern unweit des Schlosses gehen trotz aller Empörung unvermindert weiter.

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