Internetüberwachung: Chinas Low-Tech-NSA
Chinesische Regierung beschäftigt zwei Millionen Online-Zensoren
Das chinesische Internet gilt als das am strengsten regulierte der Welt. Einen Einblick darin, welchen Aufwand Peking zur Überwachung der Online-Aktivitäten seiner Bürger betreibt, gibt nun ein chinesischer Zeitungsbericht. Ihm zufolge beschäftigen Behörden allein zwei Millionen Menschen, um Kommentare und Meinungsäußerungen im Internet zu überwachen.
Die Tageszeitung »Bejing News« berichtet über das Heer von Angestellten, die in einem fünftägigen Kurs zu »Internet-Meinungsanalysten« ausgebildet werden. Ihre Aufgabe sei es, täglich hunderte Millionen Kommentare im Netz zu lesen und zu bewerten. Anschließend würden bedenkliche Meinungsäußerungen an Zensoren weitergeleitet, die diese dann gegebenenfalls löschen.
Der Bericht beschreibt den Arbeitsalltag eines »Analysten«. Tang Xiaotao »sitzt jeden Tag vor dem PC, öffnet das Programm und tippt Schlüsselbegriffe ein, die vom Auftraggeber definiert werden. Dann überwacht er negative Meinungsäußerungen..., sammelt und fasst diese zu Berichten zusammen und schickt sie an den Auftraggeber.«
Offiziell hat die chinesische Regierung nie zugegeben, das Internet zu zensieren und ungeliebte Inhalte zu löschen. Trotzdem gilt das chinesische Internet als das am strengsten regulierte der Welt. Auch ausländische Seiten wie Facebook, Twitter oder die Websiten regierungskritischer Medien werden regelmäßig blockiert.
In den letzten Monaten verhafteten chinesischen Behörden immer wieder hunderte Internetuser für die Verbreitung von »Gerüchten« und wiesen prominente Blogger an, positivere Nachrichten zu schreiben. Erst vergangene Woche kündigte Chinas oberster Gerichtshof Haftstrafen von bis zu drei Jahren an, wenn eine »verleumderische« Information online von mehr als 5000 Menschen gelesen werde.
Doch trotz der Repressionen gilt Chinas Online-Community als größte und aktivste der Welt. Allein der Mikroblogging-Dienst »Sina Weibo« verfügt über 500 Millionen registrierte User, die täglich rund 100 Millionen Nachrichten posten. Und auch das Fazit des Berichts der Bejing News gibt Grund zur Hoffnung: Trotz der zwei Millionen Zensoren sei es unmöglich alle »unerwünschten« Kommentare zu löschen, schreibt die Zeitung. Im Gegenteil: Je mehr gelöscht würden, desto mehr neue tauchten auf.
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