Gabriel frisst grüne Kreide

Kurt Stenger über deutsche Geschäftsinteressen in China

In China boomt wegen des Energiehungers die Kohleverstromung - ein Hauptgrund für die verpestete Luft in den Großstädten. Gleichzeitig setzt die Führung in Peking wegen der riesigen Umweltprobleme auf mehr nachhaltige Entwicklung. Die Quadratur des Kreises? Das fränkische Unternehmen Knauf hat eine Lösung im Angebot und möchte gerne Rauchgasentschwefelungsanlagen nach China verkaufen. Als Lobbyist der Firma fungiert ein alter Bekannter Pekings: Ex-Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der im Tross von SPD-Vizekanzler Sigmar Gabriel gerade in Peking weilt.

Gute Produkte sind nur die halbe Miete - ohne Kontakte nach ganz oben läuft nichts. Als Türöffner haben sich die Regierungen der Exportmacht Deutschland schon immer verstanden. Geändert hat sich das Geschäftsfeld: In Mode ist derzeit die Umwelttechnik, deren Erfolg aber stark von politischen Stimmungen abhängt. Das musste schon die deutsche Solarindustrie schmerzhaft feststellen. Gerade deshalb ist China der Traum eines jeden Verkäufers: Klimaschutz wird dort verordnet und dann auch durchgesetzt. Das freut selbst Energiewendebremser Gabriel, der in Peking Worte benutzt, die ihm zu Hause nie über die Lippen kämen: »Das beste Heilmittel gegen den Klimawandel ist die Verringerung des Energieverbrauchs.« Wenn es den Geschäften der deutschen Firmen nutzt, frisst der Wirtschaftsminister auch mal grüne Kreide.

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