Müller beerdigt Niebels Konzept gegen Hunger

Martin Ling über andere Ansätze im Entwicklungsministerium

Dirk Niebels Rezept gegen Hunger wird ad acta gelegt: die German Food Partnership (GFP). Die 2012 vom damaligen FDP-Entwicklungsminister aus der Taufe gehobene Initiative sollte dem Hunger der Welt den Garaus machen. Das Rezept war freilich fragwürdig: Als Partner für die angestrebte Förderung von Kleinbauern hatte das Entwicklungsministerium (BMZ) ausgerechnet große deutsche Konzerne aus dem Agrobusiness auserkoren wie BASF, Bayer Crop Science oder Syngenta. Unternehmen, die für alles bekannt sind, aber nicht dafür, Kleinbauern zu fördern, sondern diese vielmehr in Geiselhaft für ihre Produkte zu nehmen. Wer einmal mit Hybridsaatgut arbeitet, muss es Jahr für Jahr nachkaufen, denn Saatgut lässt sich daraus aus Konzern-Bedacht nicht mehr gewinnen. Die zahllosen Selbstmorde überschuldeter indischer Kleinbauern sind nur der krasseste Ausdruck dieses Machtverhältnisses.

»Still und heimlich« hat das BMZ nun die GFP auslaufen lassen, teilten die Nichtregierungsorganisationen FIAN, INKOTA, Oxfam und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mit, die 2014 in einem breiten Bündnis unter dem Slogan »Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne!« das BMZ aufgefordert hatten, die Kooperation mit Agrar- und Chemiekonzernen zu beenden. Mehr als 65 000 Menschen hatten diese Forderung mit ihrer Unterschrift unterstützt.

Niebels Nachfolger, der Herz-Jesu-Sozialist Gerd Müller (CSU), verfolgt offensichtlich andere Prioritäten als die Profitinteressen deutscher Konzerne. Dennoch ist die Abkehr vom GFP eher eine Richtungsänderung als ein radikaler Kurswandel. Denn drei regionale Projekte des GFP sollen weiterlaufen. Von einer Politik, bei der die Interessen von über 400 Millionen kleinbäuerlichen Betrieben im Mittelpunkt stehen, ist das BMZ noch weit entfernt.

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