Im Schneckentempo zum Klimaschutz

Kurt Stenger zur die Augen öffnenden Kennziffer CO2-Budget

Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, muss die Wirtschaft in den Industrieländern wirklich richtig umkrempeln. So haben sich die G7-Staaten ja dazu verpflichtet, ihren CO2-Ausstoß bis Mitte des Jahrhunderts um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 zu senken. Deutschland hat bisher nur 27,7 Prozent geschafft und tritt seit Jahren praktisch auf der Stelle.

Findige Leute haben berechnet, wie viel Treibhausgase bis 2050 in die Atmosphäre gelangen dürfen, um das Pariser Ziel noch zu erfüllen, die Erderwärmung bei unter zwei Grad Celsius zu halten. Billigt man jedem Menschen dieselbe Menge zu und verteilt das gleichmäßig auf die Jahre, dürfte Deutschland laut einer Studie 2018 ab diesem Donnerstag kein CO2 mehr emittieren.

Natürlich kann niemand auf die Tonne genau sagen, wie viel CO2 welche Erderwärmung auslöst. Ob der Tag exakt der richtige ist, bleibt daher ungewiss. Aber dass er ungefähr stimmt, ist ebenso richtig. Und dies macht erst wirklich deutlich, welche Mammutaufgabe der Klimaschutz darstellt und wie extrem hinten dran wir sind. Wenn das Bundesumweltministerium jetzt die Studie angreift und erklärt, im Pariser Abkommen würden keine Budgetzahlen vorgegeben, fällt das auf den Kritiker zurück: Mit dem Verschleiern der Herausforderungen ist niemandem gedient, schon gar nicht dem Klimaschutz. Und im Schneckentempo wird man die Erderwärmung nicht stoppen.

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