Sitzfleisch gegen Rechts

Tausende wehrten sich in Chemnitz gegen enthemmte Front von Antidemokraten

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Am Sonntag folgten noch einmal 1000 Menschen dem Ruf der evangelischen Kirche zu einer Demonstration in Chemnitz. »Wir sind in der Mehrheit, nicht die Rechtsradikalen«, rief Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) der Kundgebung zu. Tags zuvor waren die Verhältnisse auf der Straße nicht so eindeutig gewesen. Einem Aufruf von 70 Organisationen zu einer Demonstration »Es reicht! Herz statt Hetze« folgten bis zu 5000 Menschen, darunter auch Landes- und Bundespolitiker von SPD, LINKEN und Grünen. Dem Aufmarsch der AfD und Pegida-Anhänger folgten bis zu 8000 Menschen; 1500 Demonstranten von Pro Chemnitz hatten sich angeschlossen und damit einen Schulterschluss vollzogen, der nicht nur auf Menschen bedrohlich wirkte, die sich im später von rechten Schlägern verfolgt sahen. Der »Schweigemarsch«, zu dem die Initiatoren der AfD mit Blick auf einen vor Tagen erstochenen 35-Jährigen aufgerufen hatten, geriet nach Blockaden von Antifaschisten erst ins Stocken und später zum Ausgangspunkt für Gruppen von gewalttätigen Gruppen, die nach Opfern suchten. Vor allem Journalisten geraten immer öfter ins Visier der Rechten.

Die Chemnitzer Ereignisse sind inzwischen Auslöser einer Debatte über eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Laut einer repräsentativen Umfrage ist eine Mehrheit der Deutschen dafür, die AfD vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Auch aus den Reihen von CDU, SPD und Grünen kamen entsprechende Forderungen. Innenminister Horst Seehofer sieht aktuell keine Grundlage für eine flächendeckende Beobachtung. In der LINKEN lehnte die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, eine Beobachtung ab, während sich die Parteivorsitzende Katja Kipping dafür aussprach. Dass man sich mit der AfD politisch auseinandersetzen müsse, meinten beide. nd Seite 5

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.