- Kommentare
- Putsch in Venezuela
Maduro die Daumen drücken
Für Christian Klemm wäre ein Sieg der Opposition in Venezuela ein Triumph für den US-Imperialismus
Das Erdöl ist für Venezuela Glück und Pech zugleich. Zum einen hat es der Regierung ermöglicht, beträchtliche Sozialleistungen für die Bevölkerung durchzusetzen. Zum anderen ist es ein wesentlicher Grund für die enormen Schwierigkeiten dieses Landes. Dass sich ein Staat der Weltmacht USA in ihrem eigenen »Hinterhof« widersetzt, ist für Washington nur schwer zu ertragen. Dass es eine Regierung tut, die sich nicht nur sozialistisch nennt, sondern auch noch die größten Ölreserven der Welt zur Verfügung hat, bringt das Pentagon um den Verstand.
Lesen Sie auch eine zweite Position zu Venezuela von Martin Ling: »Solidarisch nur mit der Basis«.
Washington torpediert seit der Regierungsübernahme von Hugo Chavez 1999 das fortschrittliche Projekt am Orinoco. Der Putsch von 2002 war ein erster Höhepunkt dieser Contra-Strategie. Der vorläufig letzte Akt dieser Tragödie fand am vergangenen Montag statt, als abtrünnige Militärs versuchten, die gewählte Regierung von Nicolas Maduro zu stürzen. Für beide Umsturzversuche gibt es stichhaltige Hinweise, dass die USA maßgeblich daran beteiligt waren. Die Ausweitung von Sanktionen gegen Caracas durch die USA, Rückendeckung für die Opposition sowie Druck auf Mitglieder des Ölkartells OPEC, die Fördermenge nicht zu senken, um den Preis für das »schwarze Gold« im Keller zu halten, machen das Regieren für Maduro nicht gerade einfacher.
Venezuela hat viel zu lange auf Öl gesetzt. Es kam in den vergangenen Jahren nicht über Anfänge hinaus, eine diverse Wirtschaftsstruktur aufzubauen. Das macht das Staatsmodell besonders angreifbar. Um ein Mindestmaß an sozialer Sicherung gewährleisten zu können, wurde die Notenpresse in Gang gesetzt, was zu einer Hyperinflation geführt hat. Der Import von zum Beispiel Lebensmitteln und medizinischen Gütern ist dementsprechend nur noch eingeschränkt möglich. Der Wirtschaftskrieg der USA gegen sein Land, den Maduro bei jeder sich bietenden Gelegenheit anprangert, ist auch aufgrund eigener Fehler so zerstörerisch.
Trotz zum Teil berechtigter Kritik an politischer Willkür, Klientelwirtschaft, Autoritarismus und Polizeibrutalität – Linke sollten Maduro die Daumen drücken, dass sich Venezuela wieder fängt. Denn ein Sieg der Opposition wäre ein Triumph des US-Imperialismus – mit unabsehbaren Folgen vor allem für die Armen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.