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Wie Widerstand gefördert werden kann
Tobias Kraus über die Relevanz einer marxistischen Theorie für die Soziale Arbeit
Es geht hier um Probleme der Sozialen Arbeit im gegenwärtigen Stadium der kapitalistischen Entwicklung. Und darum, wie sie den Widerstand der Menschen gegen ihre Unterordnung unter die herrschenden kapitalistischen Verhältnisse fördern kann.
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Tobias Kraus: Reform vs. Revolution. Zur Relevanz marxistischer Theorie für die Soziale Arbeit.
PapyRossa, 115 S., br., 9,90 €.
Anhand einer differenzierten Kritik der dominierenden individualisierten Sozialen Arbeit begründet Tobias Kraus notwendige Veränderung ihres gesellschaftlichen Inhalts. Nur eine kapitalismuskritische Soziale Arbeit kann dazu beitragen, soziale und psychosoziale Störungen in den Beziehungen von Menschen zur Gesellschaft und zueinander zurückzudrängen.
Theoretische Grundlage für die hier entwickelten Gedanken sind wichtige Elemente der marxistischen Theorie zum Wesen und zur Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise. Der Autor stützt sich auf Untersuchungen insbesondere der 1970er Jahre und kritisiert, dass diese in den letzten Jahrzehnten unzureichend fortgeführt wurden. Überzeugend belegt er die vielfältigen Aspekte seiner Analysen anhand treffender Aussagen marxistischer und anderer linker Autoren.
Kraus setzt sich mit der vorherrschenden Auffassung auseinander, die Soziale Arbeit sei auf der Grundlage einer Individualisierung sozialer Probleme als Einzelhilfe durchzuführen, weil nur so angeblich individuelle psychosoziale Probleme zu bewältigen seien. Er weist nach, dass diese Probleme vor allem durch die auf Ausbeutung und ungebremstem Profitstreben beruhende kapitalistische Produktionsweise entstehen, durch Arbeitslosigkeit, Verschlechterung der sozialen Lage, zunehmenden Stress, Flexibilisierung der Arbeit, wachsende soziale Unsicherheiten und Zukunftsängste. Problematisch ist allerdings, dass für das Wohlbefinden der Betroffenen durchaus mögliche nützliche Ergebnisse einer auf Einzelhilfe orientierten Sozialen Arbeit nicht betrachtet und mögliche positive Elemente der individuellen Sozialen Arbeit faktisch negiert werden.
Abschließend werden die inhaltlichen Erfordernisse einer notwendigen kapitalismuskritischen Sozialen Arbeit dargelegt. Die Analyse ihrer möglichen systemverändernden Wirkungen verbindet der Autor jedoch mit einer sehr pessimistischen Einschätzung der Realisierungschancen in nächster Zukunft.
Es bleibt unverständlich, warum Kraus bei den Betrachtungen über alternative Soziale Arbeit und deren Potenziale für Systemveränderungen die Forschungsarbeiten der Rosa-Luxemburg-Stiftung und anderer linker Autoren wie Rolf Reißig, Dieter Klein, Michael Brie, Joachim Bischoff und anderen zu Fragen einer sozialistischen Transformation, beginnend mit Reformen im Kapitalismus und über ihn hinausführend zu einer nichtkapitalistischen gesellschaftlichen Alternative, ignoriert. Ungeachtet dieser Kritik ist die Publikation von Tobias Kraus sehr lesenswert, anregend und für linke Alternativen zu nutzen.
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