Werbung

Hart am Wind

Sind Blähungen für Rennradfahrer ein besonderes Problem? Das hat Wissenschaftsredakteur Steffen Schmidt noch nie gehört.

Ein Amateurrennradfahrer hat mal erzählt, dass für Rennradler Blähungen ein besonderes Problem sind.

Noch nie gehört. Mir ist nur bekannt, wie sie zustande kommen. Wir sollen ja viele schöne Ballaststoffe essen, denn davon leben im Darm Millionen von Bakterien. Dabei entsteht Gas. Das ist meist geruchlos, aber wenn man eine ungünstige Darmflora hat - wobei das eingebürgerte Wort eigentlich falsch ist, es handelt sich ja nicht um Pflanzen -, dann kommt es zu den unangenehmen Gerüchen. Das Übelriechende sind in der Regel Schwefelverbindungen.

Dr. Steffen Schmidt

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere. Ines Wallrodt fragte ihn nach Problemen mit Flatulenzen.

Man hätte ja denken können, Gasabgang wirkt wie ein Düsenantrieb. Aber man kann wohl nicht zugleich pupsen und strampeln. Die »Winde« kosten also Zeit.

Für einen Antrieb ist selbstverständlich erstens die Menge zu gering und zweitens die Richtung falsch. Der »Wind« geht ja nicht unbedingt nach hinten, sondern nach schräg unten. Das Problem für Radfahrer besteht wahrscheinlich in der Koordination der Muskeln. Beine und Schließmuskel - das geht offenbar nicht zusammen.

Ist die Neigung zu Blähungen genetisch?

Im Wesentlichen ist das ernährungsbedingt. Die Nahrung stellt verschiedene Rohstoffe für die Bakterien bereit, zugleich sorgt die Art der Ernährung für eine bestimmte Zusammensetzung der Bakterien. Wir haben ja genauso viele Bakterien wie Körperzellen - manche behaupten, wir hätten mehr, aber da hat jemand die Dickdarmpopulation auf den Gesamtkörper hochgerechnet, was der blanke Blödsinn ist. Schon im Dünndarm ist wesentlich weniger los als im Dickdarm und im Magen gibt es überhaupt nur wenige Bakterien außer dem berühmt-berüchtigten Helicobakter pylori, das zu Magengeschwüren und Magenkrebs führen kann.

Manche Menschen können sich einen Pups lange verkneifen und immer nur gezielt auf der Toilette entweichen lassen.

Ob das gesund ist? Es ist ja alles eine kulturelle Frage. Schmatzen gilt heute als unfein ...

... schlürfen, rülpsen auch.

Genau. Dabei ist Schlürfen im asiatischen Raum eine angemessene Weise der Nahrungsaufnahme. Und Babys nimmt man das Rülpsen auch nicht übel, da hat man dann den schönen Euphemismus vom Bäuerchen. Vor ein paar hundert Jahren waren all diese körperlichen Lautäußerungen noch ganz normal. Damals war der Verzehr blähender Nahrung auch viel größer.

Ist Toilettenpupsen klimafreundlicher? Kann man CO2 die Toilette runterspülen?

Das kommt so oder so in die Luft. CO2 ist schließlich ein Gas. Und ein Gas wird nen Teufel tun, sich einfach so ins Spülwasser aufzulösen. Unsere Klimabilanz wird weniger durch das Pupsen versaut als durch das, was wir essen. Das Rindersteak reißt uns da entschieden mehr rein.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.