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Eifrige Politarbeiterin
Frauen-Geschichte(n): Die Marxistin Käte Duncker
Sie würde sich heute gewiss darüber freuen, dass in Deutschland jene Partei einen Ministerpräsidenten stellt, zu deren Vorläufern ihre Partei, die KPD, gehört. Zugleich würde sie sich empören, dass in einem Parlament, dessen Mitglied sie in den Jahren 1922/23 war, wieder offenkundige Faschisten sitzen. Und sie würde sich mit diesen, den AfD-Abgeordneten im Thüringer Landtag, insbesondere mit Björn Höcke, ebenso couragiert streiten, wie sie seinerzeit Vertretern rechtsradikaler und völkischer Ideologie entgegentrat. Die Rede ist von Käte Duncker.
Vor 150 Jahren, am 23. Mai 1871, im badischen Lörrach als Katinka Döll geboren und im thüringischen Friedrichroda aufgewachsen, gehörte sie zu den bedeutenden Persönlichkeiten der proletarischen Frauenbewegung und deutschen kommunistischen Bewegung. Wie ihr Mann Hermann Duncker (1874 - 1960), den sie 1898 heiratete, war sie zunächst in der Sozialdemokratie politisch aktiv, neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin an einer Leipziger Privatschule und ihren »Pflichten« als Mutter von drei Kindern. Nach der Promotion ihres Mannes zog sie mit ihm 1903 nach Stuttgart, wo beide in der sozialdemokratischen Bildungsarbeit tätig wurden. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges versuchten sie mit Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, August Thalheimer, Franz Mehring, Julian Marchlewski, Ernst Meyer und Wilhelm Pieck die Linken gegen Hurrapatriotismus zu mobilisieren. Die Dunckers gehörten zu den Mitbegründern der »Gruppe Internationale«, aus der die Spartakusgruppe hervorging, die Keimzelle der späteren KPD.
In ihren Leitsätzen über »Die wirtschaftlichen Ursachen des Krieges« vom Herbst 1914, einer marxistischen Bewertung der Kriegsursachen, klärte Käte Duncker über die Profitinteressen des internationalen Kapitals und die zwischenkapitalistischen Gegensätze auf. Im März 1915 nahm sie an der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Bern teil, wo sie gemeinsam mit der russisch-italienischen Sozialistin Angelica Balabanova ein Antikriegs-Manifest verfasste, das die Konferenz einstimmig verabschiedete. Als Delegierte der Spartakusgruppe fuhr sie im September 1917 zur »Dritten Zimmerwalder Konferenz« nach Stockholm.
Zur Jahreswende 1918/19 gehörten Hermann und Käte Duncker zu den Gründern der KPD, beide wurden in die Parteizentrale gewählt, der sie jedoch nur ein Jahr lang angehörten. Sie sahen ihr ureigenes Betätigungsfeld, wie schon vor dem Krieg, in der Arbeiterbildung. 1923 wurde Hermann Duncker an die Reichsparteischule der KPD berufen und zugleich Leiter der Abteilung »Bildung und Propaganda« der Zentrale der KPD, zwei Jahre darauf gehörte er zu den Gründern der Marxistischen Arbeiterschule, an der auch seine Frau bis zu Hitlers Machtantritt unterrichtete.
In der Nacht des Reichstagsbrandes, am 27. Februar 1933, wurde Hermann Duncker verhaftet, zunächst in das gefürchtete Columbia-Haus, von dort in das Gefängnis nach Spandau und schließlich in das Zuchthaus Brandenburg gebracht. Es gelang Käte, die noch vorhandenen Lücken im Beamtenapparat des Hitlerregimes zu nutzen und im November 1933 die Entlassung ihres Ehemannes zu bewirken; er wurde jedoch unter strenge Polizeiaufsicht gestellt. An auch nur einigermaßen geregelte Einkünfte war nicht zu denken. Käte Duncker zog deshalb in das ihrer Familie gehörende Haus in Friedrichroda, um dort eine Pension zu eröffnen, die zu einem illegalen Treff von Antifaschisten wurde. Hermann Duncker blieb 1936 nur der Weg ins Exil. Über Dänemark, England und Frankreich gelangte er in die USA; Käte folgte 1939. Ihr Sohn Karl, dessen Beiträge zur Gestalt-Psychologie Wissenschaftsgeschichte machten, beging 1941 im US-Exil, unmittelbar nach seiner Berufung auf eine Professur am Swarthmore College in Pennsylvania, Selbstmord. Der zweite Sohn Wolfgang, ein Filmkritiker, starb zur gleichen Zeit in einem stalinistischen Lager, worüber die Eltern erst Jahre später traurige Gewissheit erlangten. Nur die Tochter Hedwig überlebte mit ihrer Familie in Berlin.
Nach komplizierten Jahren des Exils kehrten Käte und Hermann Duncker im Mai 1947 nach Deutschland zurück. Hermann übernahm Professuren für Neuere Geschichte und Gesellschaftswissenschaften in Rostock und danach an der Gewerkschaftshochschule in Bernau. Während er der SED beitrat, jedoch dem stalinistischen Dogmatismus entgegenzuwirken suchte, lehnte Käte Duncker den Parteieintritt ab. Sie starb am 2. Mai 1953 in Bernau.
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