Große Worte, wenig dahinter

Nach einer Woche vollmundiger Ankündigungen kommt es in Glasgow jetzt auf hartes Verhandeln an

Die erste von zwei Wochen der Weltklimakonferenz in Glasgow ist vorbei. Ist das Glas nun halb leer oder halb voll? Viele der Kritiker sind sich einig: Das reicht überhaupt noch nicht. Am weitesten ging Greta Thunberg, die den Gipfel schon als gescheitert bezeichnete. Das geht sicher sehr weit, aber das Misstrauen der Kritiker ist berechtigt. Zwar gibt es etwa eine Erklärung zum Stopp der Entwaldung bis 2030, aber damit werden - unter anderem vom hier ebenfalls beteiligten Brasilien - noch neun Jahre Rodungen ermöglicht. Ähnlich sieht es aus, wenn andere, vermeintlich fortschrittliche Ankündigungen genauer unter die Lupe genommen werden.

Aber die teils hoch gelobten Ankündigungen zur Senkung des Methanausstoßes, zum Ende der Finanzierung fossiler Brennstoffen oder zum klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft könnten auch schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Wenn die Staaten sich in den jetzt nötigen harten Verhandlungen nicht zu verbindlichen Abkommen verpflichten, müssen Wissenschaftler fast schon nicht mehr weiter rechnen. Ein Temperaturanstieg von 1,5 Grad wird selbst bei optimistischer Betrachtung der jetzigen Versprechen überschritten. Schon bei 1,5 Grad werden Länder von der Karte verschwinden. Bei einer Begrenzung auf 1,8 oder 1,9 Grad werden es noch mehr sein.

Auch Deutschland gehört zu den Zögerern, das Bundesumweltministerium redet sich mit Koalitionsverhandlungen heraus. Im Klub der Staaten, die mit neuen Zielen vom Verfehlen der alten ablenken, hat die Bundesrepublik einen Stammplatz. Von der Finanzierung fossiler Projekte etwa mag man sich nicht verabschieden. Den klimapolitischen Sonntagsrednern aller Länder sollte aber klar sein: Was sie da mit guten Vorsätzen pflastern, ist der Weg zur Hölle.

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