- Wissen
- Dr. Schmidt erklärt die Welt
Schon Diesel dachte an Pflanzenöl
Dr. Schmidt erklärt die Welt
In vielen Supermärkten sind Sonnenblumen- und Rapsöl ausverkauft. Die Leute legen offensichtlich Vorräte an. Wie lange kann man dieses Öl lagern?
Wenn man es kühl und ohne Licht lagert, eine ganze Weile. Im Kühlschrank hat es allerdings nichts verloren. Denn dann gibt es oftmals Flockenbildung.Russland und die Ukraine sind nicht nur globale Lieferanten für Getreide, sondern auch für Sonnenblumenkerne.
Ja, vor allem die Ukraine ist da für die EU ein wichtiger Lieferant, aber aus Frankreich und aus südosteuropäischen Ländern kommt auch einiges.
Niemand weiß, wie es mit dem Krieg und den Folgen weitergeht. Könnte der Anbau von Sonnenblumen in Deutschland und Mitteleuropa massiv ausgebaut werden?
Im Sommer sieht man auch bei uns größere Sonnenblumenfelder. Und die sind nicht für die Blumenläden gedacht. Mit dem Klimawandel könnten wenigstens dafür die Bedingungen bei uns besser werden. Sonnenblumenöl war immer eins der billigeren Öle, billiger als Raps- oder Olivenöl.Das Dumme ist, dass es neben dem Krieg noch andere Gründe gibt, warum das Angebot knapper wird. Letztes Jahr ist die Rapsernte in Kanada - auch ein großer Lieferant - ziemlich schlecht ausgefallen, wegen einer Dürre. Zur Teuerung hat indirekt auch Corona beigetragen. Mit den ersten Lockerungen der Schutzmaßnahmen sind viele Leute eher Auto gefahren, um Bus und Bahn zu meiden, und dadurch ist der Bedarf an Diesel mit Bio-Anteil gestiegen.
Tatsächlich scheinen Leute das Öl für ihr Auto zu kaufen - sie kippen es in den Tank, weil es derzeit billiger ist als Diesel.
Das ist theoretisch möglich, aber tückisch. Je neuer das Auto, desto empfindlicher die Technik. Witzigerweise hat der olle Diesel seinen Motor tatsächlich auch mit Blick auf Pflanzenöl entwickelt. Aber damals war die Technik viel schlichter, hatte längst nicht den heutigen Wirkungsgrad.
Greenpeace verlangt jetzt ein Verbot von Biosprit, weil der Bioanteil die Ölengpässe ausgleichen könnte.
Das ist die alte Debatte: Soll man Ackerflächen für die Industrie blockieren? In der Tat keine gute Idee. Der Biosprit ist ohnehin Augenwischerei: Wir haben das Gefühl, es würde irgendetwas besser, machen aber eigentlich so weiter wie bisher. Die Menge, die die Deutschen derzeit in Autos verbrennen, lässt sich ohnehin nicht nachhaltig auf dem Acker produzieren.
Zweite Forderung von Greenpeace: den Fleischverbrauch zu reduzieren. Weniger Tierzucht bedeutet weniger Getreide als Futtermittel. Ist eine solche Umstellung nicht langwierig?
Wenn man die immensen Umweltkosten der Massentierhaltung auf die Preise umlegt, wäre das zügig erledigt. Aber das kann man wohl nur international lösen. Wenn es so läuft wie im Kapitalismus üblich, dann wird es Leute geben, die sich das leisten können, andere werden unter Mangelernährung leiden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.