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Der Hartnäckige
Phil Fontaine kämpft um Aufklärung und Entschädigung der Verbrechen an Kindern indigener Völker in Kanada
Vor 32 Jahren hat Phil Fontaine erstmals im kanadischen Fernsehen geschildert, was Zöglingen der meist von katholischen Orden betriebenen Residential Schools widerfahren ist: physische und psychische Gewalt, mit der insgesamt rund 150 000 von ihren Eltern getrennte Kinder indigener Völker Kanadas »zivilisiert« werden sollten. Mit seinem Bericht auch über den von ihm in zwei Internaten erlittenen sexuellen Missbrauch rüttelte Fontaine die Nation wach. Und begann seinen Kampf für ein Bekenntnis des Staates und der Katholischen Kirche zu ihrer Verantwortung für die Verbrechen – und für deren wissenschaftliche Aufarbeitung.
Geboren in der Provinz Manitoba, war der zum Volk der Ojibwe gehörende Fontaine ab 1997 zweimal Vorsitzender der Versammlung der First Nations. Trotz seiner traumatischen Erfahrungen schaffte er es an die Universität, studierte Politikwissenschaft und hatte nach seinem Abschluss 1981 Verwaltungsposten inne.
Es ist maßgeblich seiner Hartnäckigkeit als Interessensvertreter der First Nations zu verdanken, dass die kanadische Regierung im Jahr 2005 einwilligte, zwei Milliarden Dollar Entschädigung an die Überlebenden der Internate und ihre Familien zu zahlen. Und dass Premier Stephen Harper 2008 für die Zustände in den Schulen öffentlich um Entschuldigung bat. Im selben Jahr setzte die Regierung eine Wahrheits- und Versöhnungskommission ein.
Am Dienstag gehörte Fontaine zu den Besuchern der Messe, die Papst Franziskus vor 50 000 Menschen im Stadion von Edmonton abhielt. Auch daran, dass der Pontifex diese Woche eine Reise der Buße zu den Orten katholischer Verbrechen antrat, hat der 77-Jährige maßgeblichen Anteil. Im Frühjahr gehörte er zu einer Delegation von Vertretern der First Nations, die den Papst in Rom aufsuchte. Und sein Kampf wird weitergehen: Die meisten Akten der katholischen Schulen sind weiter in Rom unter Verschluss.
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