Volleyballer Johanne Tille gehört jetzt zu den ganz Großen

Die Berlin Volleys erreichen nach 3:0 gegen Warta Zawiercie die Playoffs der Champions League

Zuspieler Johannes Tille (r.) blüht im Trikot der Berlin Volleys immer mehr auf.
Zuspieler Johannes Tille (r.) blüht im Trikot der Berlin Volleys immer mehr auf.

Johannes Tille ist 1,84 Meter groß. Im Profivolleyball muss man ein »nur« davorsetzen, denn neben all den 2-Meter-Riesen auf dem Spielfeld wirkt der Zuspieler der Berlin Volleys stets wie ein kleiner Junge unter Erwachsenen. Doch spätestens als Tille am Mittwochabend in der Champions League gegen den polnischen Spitzenklub Warta Zawiercie zu Beginn des zweiten Satzes schon zum vierten Mal einen gegnerischen Angriff krachend auf die andere Netzseite zurückblockte, war jedem klar, dass er genau hierhin gehört: zu den ganz Großen. Nach nur 80 Minuten hatte er den deutschen Meister schließlich zu einem klaren 3:0-Sieg geführt. Berlin zog damit als Gruppenzweiter an den Polen vorbei und doch noch in die Playoffs ein.

Tille ist seit Sommer 2022 in Berlin, den abgewanderten Star Sergej Grankin sollte aber eigentlich Angel Trinidad als erster Zuspieler ersetzen. Doch der Spanier verletzte sich, Tille sprang ein und überzeugt seitdem in der Volleyball-Bundesliga und auch in der Königsklasse wie am Mittwoch vor 5000 begeisterten Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle. »Das war schon immer mein Traum, aber ich habe vor der Saison nicht damit gerechnet, dass ich fast die komplette Champions-League-Vorrunde spielen darf. Das macht mich superhappy.«

Fehlervermeidung als große Stärke

Tille überzeugt vor allem mit Konstanz: Gegen Zawiercie stellte er seinen Angreifern bis weit in den dritten Satz hinein jeden Pass perfekt ans Netz. Dieser Qualität war sich Trainer Cédric Énard jedoch schon zuvor bewusst. »Es ist sein Spiel, kaum Fehler zu machen. Aber Johannes hat sich jetzt auch darin verbessert, einen Matchplan durchzuziehen. Er setzt die Angreifer an verschiedenen Stellen ein, erkennt immer die Schwächen des Gegners und nutzt sie aus«, lobte der Berliner Meister-Coach. »Dazu verlässt er auch mal das abgesprochene System, wenn es angebracht ist. Das hat er heute perfekt umgesetzt.«

Tille selbst meint, er habe im Blockspiel gegenüber Trinidad aufgeholt. »Ich hoffe, ich mache es dem Trainer schwer, wieder zu tauschen. Das war jedenfalls mein Ziel«, so der 25-Jährige. Und Énard zufolge hat Tille das auch erreicht: »Natürlich wird es jetzt schwerer. Wenn Angel wieder fit ist, werde ich doch nicht einfach wieder wechseln. Das wäre respektlos gegenüber Johannes«, so der Franzose, der nun lieber die Konkurrenz zwischen beiden Zuspielern zu seinem Vorteil nutzen will. »Es kann uns nur guttun, wenn sich beide gegenseitig antreiben. Sie sind auch klug genug, miteinander zu arbeiten, ohne sich zu bekriegen.«

Einen Trainer hat Tille also schon überzeugt. Seinen zweiten vermutlich auch. Denn bei Zawiercie steht der deutsche Bundestrainer Michał Winiarski an der Seitenlinie. »Es war besonders geil, es ihm zu zeigen, nachdem er mich im letzten Jahr nicht zur Weltmeisterschaft mitgenommen hatte«, freute sich Tille nach der Partie über einen perfekten Abend. »Ich durfte unter ihm bislang nicht viel spielen. Insofern tut es gut, dass ich seine Topmannschaft aus der polnischen Liga jetzt gleich zweimal geschlagen habe.«

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