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Im FMP1: Alejandro Quintana und Carsten Gansel zu Gast
Literatur und Theater bei nd-Veranstaltungen im Herbst
nd.ImClub
Vor 50 Jahren putschte das chilenische Militär unter Führung des späteren Diktators Augusto Pinochet. Einer der damals Gesuchten ist Theaterschauspieler und späterer Regisseur Alejandro Quintana. Mit ihm spricht Moderator Paul Werner Wagner über diese bewegende Zeit, über das auf seine Flucht folgende Exil in der DDR und darüber, was Quintara in all diesen Jahren auch nach der Wende begleitete: das Theater und Bertolt Brecht.
Im Dezember 1973 kann sich Quintana in die Botschaft der DDR in Chile flüchten. Dort angekommen, hieß es warten. Eine Zeit, die sie mit Theaterinszenierungen verbrachten. Die erste Inszenierung war eine Adaption von Brechts »Kaukasischem Kreidekreis«.
Erst im Mai 1974 konnte Quintana in die DDR ausreisen. Am Rostocker Volkstheater fand er zunächst eine neue Wirkungsstätte. Hier gründete er mit Kollegen das Teatro Lautaro. Es sollte Unterstützung aus dem Ausland sein, Im Kampf um die Wiedererlangung der Demokratie in Chile. Lautaro steht dabei für eine wiederkehrende Tradition des Widerstandes, die sich bereits gegen die spanischen Besatzer im 16. Jahrhundert richtete.
Am Volkstheater Rostock arbeitete Quintana bis 1981 als Schauspieler und Regisseur. Danach zog es ihn nach Berlin, wo er für zehn Jahre ans Berliner Ensemble ging und eine Ausbildung als Regisseur absolvierte. Nach der Wende setzte er seine Theaterlaufbahn an unterschiedlichen Theatern fort. Am Staatstheater Cottbus wirkte er von 1993 bis 1998 als Regisseur. Danach übernahm er von 1998 bis 2000 den Posten des Schauspieldirektors am Volkstheater Rostock. Ab 2003 war Quintana als freischaffender Regisseur an Theatern in Halle, Chemnitz, Rudolstadt, Schwerin und Rostock beschäftigt, bevor er von 2008 bis 2016 am Theater Heilbronn als Schauspieldirektor wirkte. Wie schon zu Beginn seiner Karriere immer mit Brecht und Gesellschaftskritik im Gepäck.
nd.Literatursalon
Mit Literaturwissenschaftler Carsten Gansel spricht Irmtraud Gutschke über die von ihm verfasste Biografie »Ich bin so gierig nach Leben« über die Schriftstellerin Brigitte Reimann. Erschienen ist das Buch im Aufbauverlag. Es ist eine spannende und umfangreiche Auseinandersetzung.
Schon früh wurde sie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Junger Autoren in Burg bei Magdeburg. Durch die Förderung kann sie sich weiterentwickeln, ihrem Wunsch folgend, hauptberuflich als Schriftstellerin zu arbeiten. Sie verwirklicht ihren Traum, und das Schreiben begleitet sie bis zu ihrem frühen Tod.
Die umtriebige, noch junge Schriftstellerin verstarb nach einer Krebserkrankung im Alter von 39 Jahren. Doch schon zu dieser Zeit hatte sie eine Reihe von Veröffentlichungen wie den Kurzroman »Ankunft im Alltag« (1961), den sie während ihrer Arbeit im VEB »Schwarze Pumpe« in Hoyerswerda verfasst hatte. Oder die Erzählung »Die Geschwister«, für die sie 1965 den renommierten Heinrich-Mann-Preis erhielt. Ihren letzten Roman »Franziska Linkerhand« kann sie nicht mehr vollenden. 1974 erscheint dennoch eine gekürzte Fassung, eine umfassendere Veröffentlichung des Werkes erfolgt erst 1998.
Carsten Gansel zeichnet über das schriftstellerische Werk hinaus die Person Brigitte Reimann als selbstbewusste und faszinierende Frau, die sich mit der Gesellschaft der DDR auseinandersetzte, sie hinterfragte und kritisierte, aber der grundlegenden Idee des Sozialismus treu blieb. Er recherchierte für diese Biografie in Archiven, nutzte Gespräche, Zeitungen und Briefe. Durch seine breiten Nachforschungen kann er ein besonders detailliertes Bild zeichnen von Unangepasstheit und Lebensfreude, von Trauer und Verzweiflung, von Widerständigkeit und Aufgabe.
Zur Veranstaltung nd.Literatursalon
nd.Im Club
»Der Putsch in Chile 1973, Exil in der DDR, Brecht und das Theater«
Paul Werner Wagner spricht mit Alejandro Quintana
18. Oktober 2023
18 Uhr
FMP1, Salon
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
nd.Literatursalon
»Ich bin so gierig nach Leben – Brigitte Reimann«
Irmtraud Gutschke spricht mit Autor Carsten Ganser
1. November 2023
18 Uhr
FMP1, Salon
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
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