»Verstehen, diskutieren, handeln«

Jugendliche in Namibia setzen sich für Nachhaltigkeit ein

  • Vanessa Kohm, SODI
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bewohner*innen ländlicher Gemeinden werden über Konzepte zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels informiert.
Die Bewohner*innen ländlicher Gemeinden werden über Konzepte zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels informiert.

Am Rande des Etosha-Nationalparks besuchen 450 Schülerinnen und Schüler die Lipundi-Sekundarschule in Omuthiyagwiipundi. Die Schule liegt in der King Nehale Conservancy, einem gemeinschaftlich verwalteten Schutzgebiet. Die namibische Gesetzgebung räumt den Bewohner*innen solcher kommunalen Gebiete exklusive Nutzungsrechte an der Natur ein. Im Gegenzug kümmert sich die lokale Bevölkerung um den Schutz von Natur und Wildtieren.

Vom Naturschutz zu leben, erfordert spezifisches Wissen, wie Tourismus, Vermarktung lokaler Produkte und Verwaltungsstrukturen im Einklang mit der Natur organisiert werden können. Die Schüler*innen kommen aus Familien, die mehrheitlich von kleinbäuerlicher Landwirtschaft leben. Die Übernutzung natürlicher Ressourcen sowie Wetterextreme gefährden ihre Lebensgrundlage. Konflikte mit Wildtieren wie Elefanten und Hyänen um Ernten und Vieh nehmen zu. Für Jugendliche wird es daher immer wichtiger zu verstehen, wie sie sich aktiv in sozial-ökologische Prozesse einbringen können.

Hier setzen das Namibia Institute for Democracy (NID) und EduVentures an. Die beiden SODI-Partnerorganisationen verbinden politische Bildung mit Umweltbildung, um Jugendliche zu befähigen, kollektive Lösungen für lokale und globale Herausforderungen zu finden und ihre Interessen aktiv zu vertreten.

Ndemufayo Kaxuxuena diskutiert mit Jugendlichen über politische Partizipation.
Ndemufayo Kaxuxuena diskutiert mit Jugendlichen über politische Partizipation.

Lehrer Enos Shipahu, hat an einer Fortbildung von NID und EduVentures teilgenommen. Dort nahm er den Impuls auf, einen EduCircle zu initiieren. Das Motto der Lerngruppen: »Verstehen, diskutieren, handeln«. Der EduCircle ist eine Gruppe von 8 bis 16 Schüler*innen. In interaktiven Modulen lernen sie das politische System Namibias kennen.

Enos Shipahu greift bei der Vermittlung auf Comics zurück, die das NID liebevoll gestaltet hat. So kämpfen die Superheldin Edu und ihre Gefährten, die Savannah Rangers, gegen Captain Corruption für ein nachhaltiges, demokratisches und gesundes Namibia. In den einzelnen Episoden werden politische Probleme auf lebensnahe Alltagsfragen heruntergebrochen, die die Rangers lösen. Die Comics sollen die Kinder inspirieren, selbst aktiv zu werden.

»Die Lernenden kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. In den EduCircles lernen sie, an einem Strang zu ziehen, sich einzubringen und ihre Interessen zu vertreten«, erklärt Ndemufayo Kaxuxuena von NID das Konzept. »Die Schüler*innen sollen in alle großen Entscheidungen der Schule eingebunden sein, zum Beispiel beim Bau neuer Klassenzimmer. Außerdem ermutigen wir Initiativen für Schul- und Gemeindeprojekte. Damit lernen die Schüler*innen schon in jungen Jahren, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, für ihre Dorfgemeinschaft, aber auch gegenüber ihrer Umwelt und der Natur, in der sie sich befinden.«

Dieses Engagement soll die Jugendlichen darauf vorbereiten, ihre Rechte in der jungen Demokratie wahrzunehmen. »Sie lernen, wie sie ihre Anliegen an die zuständigen Behörden weiterleiten können, was auch ihre Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen stärken wird«, sagt Ndilimeke Auala, ebenfalls von NID.

Die Schüler*innen der Lipundi-Sekundarschule haben mit regelmäßigen Treffen zwischen Lehrkräften, Schüler*innen und kommunalen Verantwortlichen wie dem Dorfvorsteher Ben Kadhila eine Plattform für Gespräche in der 3800 Einwohner*innen zählenden Stadt etabliert. Bei diesen regelmäßigen Treffen wurde unter anderem das Problem der langen und gefährlichen Schulwege im Schutzgebiet diskutiert. Der EduCircle an der Lipundi-Sekundarschule in Omuthiya ist der zweite seiner Art. EduVentures und NID wollen im nächsten Jahr Lerngruppen an acht weiteren Schulen starten.

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