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Kapitalistischer Realismus

CONTRA: Der Bauernprotest ist rückwärtsorientiert, meint Kurt Stenger

»Mehr Realismus« gehört zu den Schlagworten, die Bauernverbandsvertreter seit Jahren in den Mund nehmen, wenn es um Forderungen an die Politik geht. Und so auch jetzt: Es geht um mehr als die Rücknahme geplanter Kürzungen – es geht auch um die Ablehnung jeglicher Eingriffe von außen wie etwa verordneten Umwelt- und Klimaschutz.

Lesen Sie auch unseren PRO-Kommentar: Jana Frielinghaus hat Verständnis für Gründe des Bauernzorns.

Genau das transportiert der Protest: An die staatlichen Beihilfen darf niemand ran, auch nicht der Staat selbst. Zwar wird die deutsche Landwirtschaft zu rund 50 Prozent vom Steuerzahler subventioniert, aber soll hier ein bisschen gekürzt werden, möchte man die Regierung gleich am Galgen baumeln sehen.

Dabei sitzt der eigentliche Gegner woanders: in den Handelskonzernen, die per Diktat niedrige Lebensmittelpreise durchsetzen. Oder in den eigenen Reihen – die Subventionspraxis fördert Großbetriebe gegenüber den kleinbäuerlichen, die zunehmend auf der Strecke bleiben. Auch stellt der Klimawandel eine wachsende Bedrohung für die Landwirtschaft dar, doch Klimaschutz soll in anderen Bereichen stattfinden.

Die Protestwelle von Landwirten und Spediteuren zeigt daher: Hier geht es um einen rein kapitalistischen Realismus. Gewinne müssen gesichert werden, Punkt. Natürlich legt unser Wirtschaftssystem genau des nahe. Allerdings gäbe es eine progressive Protestperspektive: sich gemeinsam mit anderen Akteuren für grundlegenden Wandel und eine bessere Zukunft einzusetzen. Doch stattdessen möchte man ein konservatives Beharren auf veralteten Strukturen durchdrücken.

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