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- Chinesisches Neujahrsfest
Konfuzius sagt ...
Über eine Milliarde Menschen begrüßen das neue Jahr im Zeichen des Drachens
Konfuzius sagt: »Karneval ist albern.« Während einige Hunderttausend in Deutschland dem närrischen Treiben frönen, sich Pappnasen ankleben und Schlipse abschneiden, mit »Helau« und »Alaaf« anbrüllen und in stickigen Sälen zu schlechten Scherzen auf die Schenkel klatschen, bis sie abgefüllt unter die Bänke sinken, lassen 1,4 Milliarden Chinesen bunte, kunstvoll gestaltete Drachen und anderes papiernes Getier mit guten Wünschen füreinander in den Himmel steigen, der nachts dann noch mit wunderhaftem Feuerwerk verzaubert wird. Wie definiert man eigentlich Zivilisation?
Am heutigen Samstag wird nicht nur in China das neue Jahr – wieder einmal ein Jahr des Drachens – eingeläutet, sondern auch in der Mongolei und Malaysia bis hin zu den Chinatowns in den Metropolen der angloamerikanischen Welt. Abermillionen nutzen in der fernöstlichen Volksrepublik die Feiertage, um Verwandte, Freunde, Bekannte zu besuchen, weshalb dort rund um das chinesische Neujahr die jährlich größte Völkerwanderung der Welt stattfindet, von den Kommunisten in Bejing besser gemanagt als läppischer Pendelverkehr hierzulande durch die Konzernchefs der Deutschen Bahn.
»Der Weg ist das Ziel«, hat Konfuzius gesagt. In Deutschland von vielen irrtümlich dem Uropa der deutschen Sozialdemokratie Eduard Bernstein zugeschrieben; er plagierte nur: »Das Ziel ist nichts, die Bewegung ist alles.« Seinem ungeschickt, bar jeglicher Navigation von Krise zu Krise paddelnden, ein zunehmend unzufriedeneres Völkchen regieren wollenden Urenkel samt Mannschaft sei ein weniger metaphysisch-mystischer, dafür recht materialistisch-vernünftiger Rat des großen chinesischen Weisen nahegelegt: »Nennt das Runde rund und das Eckige eckig, dann ist der Staat in Ordnung.«
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