- Berlin
- Luftverschmutzung
Berliner Luft nicht sauber genug
BUND fordert mehr Anstrengungen zur Reduzierung der Feinstaubbelastung in der Hauptstadt
Berlin ist Spitzenreiter: Die Verkehrsmessstation Franfurter Allee ist deutschlandweit diejenige mit der höchsten Feinstaubbelastung. Im Jahresmittel liegt die Belastung laut Deutscher Umwelthilfe bei 12 Mikrogramm pro Kubikmeter. Und auch was Hintergrundmessungen betrifft, ist Berlin unrühmlich vorne mit dabei. Die Messtation Neukölln ist mit 11 Mikrogramm pro Kubikmeter hier Feinstaubmeister in Deutschland. Zwar werden die von der EU vorgegebenen Grenzwerte eingehalten, aber Berliner*innen atmen trotzdem schlechte Luft.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin fordert deswegen vom Senat mehr Anstrengungen für sauberere Luft. Anlass ist, dass der Senat jüngst einen Entwurf für die Fortschreibung des Berliner Luftreinhalteplans vorgelegt hat. Der Senat rühmt sich damit, dass es mit den in vorherigen Plänen getroffenen Maßnahmen Luftqualitätsgrenzwerte eingehalten wurden. Dies ist für den Senat »Anlass für eine Prüfung, welche verkehrsbeschränkenden Maßnahmen weiterhin für eine sichere und dauerhafte Grenzwerteinhaltung erforderlich sind«, wie es im Entwurf heißt. 34 Haupstraßen, auf denen bisher höchstens 30 Stundekilometer gefahren werden durften, sollen dann auch nach Senatswillen wieder freigeben werden.
Der BUND kritisiert diese Pläne scharf. Denn auch wenn die Grenzwerte etwa für Stickstoffdioxid eingehalten werden, steht für 2030 EU-weit eine Herabsetzung an. Diese neuen Grenzwerte werden an Berliner Haupstraßen nur an zwei von 16 Messstellen eingehalten. »Nach unserer Einschätzung ist der vorliegende Entwurf zur Fortschreibung der Berliner Luftreinhalteplanung zumindest in Teilen rechtswidrig«, sagte der Geschäftsführer des BUND Berlin, Tilmann Heuser laut einer Pressemitteilung. Nur die Einhaltung bestehender Grenzwerte sicherzustellen, stehe offensichtlich im Widerspruch zur Rechtsgrundlage für die Luftreinhalteplanung. Auch vermisst der Umweltschutzverband eine Weiterentwicklung weiterer Maßnahmen, um für bessere Luft zu sorgen.
Um auch langfristig für bestmögliche Luftqualität für die Berliner*innen zu sorgen, schlägt der BUND eine Reihe von Maßnahmen vor. So fordert er die Umweltzonen beizubehalten und weiterzuentwicklen. Außerdem will der BUND, dass auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 eingeführt wird, da dieses nachweislich zu einer Verbesserung der Luftqualität, Lärmbelastung und Verkehrssicherheit geführt habe.
Darüber hinaus spricht sich die Umweltorganisation dafür aus, zur Unterbindung von Durchgangsverkehr die Einführung sogenannter »Kiezblocks« stadtweit zu forcieren sowie den Umstieg auf E-Autos und Fahrräder zu fördern. Außerdem sollen Laubsauger und -bläser verboten werden und ein »noch dichteren Luftqualitätsmonitorings, um die Belastung durch Feinstaub und andere Schadstoffe besser zu erfassen« eingeführt werden. Außerdem solle die Bevölkerung besser über die Gesundheitsrisiken durch Luftverschmutzung informiert werden.
»Der Senat versucht offenbar, die Augen fest zu verschließen vor den Maßnahmen, die nötig sind, um Gesundheitsgefährdungen für die Berlinerinnen und Berliner und Auswirkungen auf die Umwelt effektiv zu reduzieren«, sagte Tilmann Heuser. »Hier muss umgesteuert werden.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.