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London bitte meiden, sagt Ed Sheeran
Ed Sheeran rät von einem Besuch der britischen Hauptstadt ab
Die Reichen und ihre Sorgen, das ist immer wieder so niedlich und dumm. Ed Sheeran, von dem ein einziges Konzert den Veranstaltern sieben Millionen Euro bringt, soll sich selbst ein monatliches Taschengeld von 1500 Euro auszahlen. Warum auch nicht, wenn man in einer kurzen Karriere (er ist 33) schon alle möglichen Umsatzrekorde gebrochen hat?
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Sheeran denkt in klein-klein, vermutlich, um sich irgendwie zu erden. Das ist auch das Erfolgsgeheimnis seiner Musik, die man als »sanfter Pop« bezeichnen könnte. Ein Titan des Trivialen, der aber anders als Justin Bieber nicht wie ein männliches Baby singt, sondern wirklich eine gute Stimme hat und seine Songs selbst komponiert – und sie mit ausgesuchter Harmlosigkeit gegen jede Art von Anspruch und Erkenntnis impft. So erfolgreich, dass einem schwindlig wird.
Vielleicht auch Sheeran selbst, der gerne so betulich wirkt wie seine Lieder. Nun hat er im Podcast des US-Comedians Theo Von davon abgeraten, London zu besuchen, denn die Stadt sei »zwielichtig«. Man könne dort überall überfallen werden, besonders, wenn man mit einer Louis-Vuitton-Tasche rumlaufe, glaubt Sheeran, der auf dem Land an der englischen Ostküste aufgewachsen ist, wo er immer noch wohnt. Und zwar auf sechs Hektar in einem Alles-auf-einmal-Anwesen, mit eigenem Tonstudio, Schwimmbad und Pub.
Das kostet natürlich mehr als 1500 Euro. London meide er grundsätzlich, sagt er. Es gebe dort keine »guten« oder »schlechten« Viertel, alle gleich schlimm. Für die durchgentrifizierte britische Hauptstadt, eine der teuersten Gegenden der Welt, eine bemerkenswerte Formulierung. Sheeran spricht nicht von dem Geld, dass dort die Menschen bedroht und um ihre Wohnung bringt, weil es »arbeiten« muss, angelegt werden soll oder einfach gerne zeigt, was es alles kann, sondern davon, dass die Menschen das Geld bedrohen würden. Deshalb sind seine Lieder so entrückt.
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