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Kirche von Unten wird erneut vertrieben
Der linke Club muss aus den Räumen an der Storkower Straße ausziehen
Linke Clubs in Berlin stehen massiv unter Druck. Vergangenes Jahr gab das linksalternative, bei Techno-Fans beliebte Mensch Meier auf. Dessen Betreiber*innenkollektiv wollte nicht mehr für den bescheidenen selbstgezahlten Lohn die stressige Arbeit machen. Jetzt ist auch der Club KvU in Gefahr, der in einer großen Industriehalle direkt gegenüber vom Mensch Meier in der Storkower Straße sein Domizil hat. Doch anders als das Mensch Meier wollen die Menschen hinter der KvU gerne weitermachen. »In der letzten Zeit kamen sogar wieder mehr junge Menschen dazu«, sagt Jochen, der schon seit Jahren im Club aktiv ist. Doch der Grundstückseigentümer hat der KvU schon Mitte August gekündigt. Alle Versuche, eine Verlängerung des Vertrags zu erreichen, blieben ergebnislos.
Das Kollektiv, welches die KvU betreibt, versuchte gar nicht erst, um den Standort im Osten von Prenzlauer Berg zu kämpfen. »Wir suchen einen neuen Ort und bekommen dafür viel Unterstützung, haben aber noch nichts gefunden«, sagt Hanna vom Club-Kollektiv. Dass die Suche nach einem neuen Ort nicht leicht wird, ist für Hanna nicht überraschend. »Wo gibt es in Berlin noch bezahlbare Plätze für linke Clubs? Mit dieser Frage waren das Drugstore und die Potse ebenso konfrontiert, wie wir es jetzt sind«, verweist sie auf zwei linke Clubs aus Berlin-Schöneberg, die mit dem gleichen Schicksal konfrontiert waren und länge Zeit nach neuen Räumen suchen mussten.
Auch außerhalb der linken Szene hatte es viel Solidarität für die Potse und das Drugstore gegeben. Es gab Demonstrationen und Konzerte für den Erhalt der Clubs. Die Älteren im KvU-Kollektiv können auf ähnliche Erfahrungen verweisen. Schon vor elf Jahren druckten sie das Motto »KvU retten« auf hunderte Plakate. Damals musste der Club sein Zuhause in den Arkona-Höfen verlassen. Erst nach langer Suchen fanden die Club-Betreiber*innen den neuen Ort in der Storkower Straße, von wo sie nun abermals verdrängt werden.
Auch für die KvU gab es damals zahlreiche Solidaritätskonzerte, auf denen sich bekannte Bands und Musiker*innen für den bedrohten Club einsetzten. Der Liedermacher und Violinist Paul Geigerzähler war damals einer der Organisatoren dieser Veranstaltungen. Seine Verbindung zur KvU stammt noch aus den letzten Jahren der DDR. Beide, Club und Künstler, zählten damals zur linken Subkultur. Darin erinnert noch der ausgeschriebene Name des Clubs: KvU steht für Kirche von Unten.
1987 hatte sich auf dem evangelischen Kirchentag der DDR im Rahmen der oppositionellen Gruppierung Kirche von Unten ein Raum für offene Jugendarbeit gebildet. »Hier wurde der Grundstein für eine lange Tradition gelegt: selbstbestimmt gegen Ausgrenzung kämpfen und dabei eine eigene Kultur entwickeln«, betont Paul Geigerzähler. Diese Grundsätze hätten noch die Solidaritätskampagne vor über einem Jahrzehnt geprägt, als die KvU von Mitte nach Prenzlauer Berg verdrängt wurde. Das ist 2024 anders. »Heute sind diese emanzipatorischen Impulse aus der DDR-Opposition deutlich schwächer geworden«, sagt Geigerzähler. Das sei auch ein Grund, warum es aktuell noch keine so stark wahrnehmbare Kampagne zum Erhalt der KvU gibt wie vor einem Jahrzehnt. Heute werde viel über das linke Clubsterben in Berlin geredet, manche hätten sich damit abgefunden.
Beim Kollektiv der KvU sei das aber nicht der Fall, sagt Hanna. »Wir wollen weitermachen«, betont sie. Unterstützung sei auch weiter willkommen.
Das Kollektiv geht davon aus, dass der KvU bis 31. März 2025 Zeit bleibt für die Suche nach einem neuen Ort. Allerdings besteht darüber keinesfalls Einigkeit. Während die Anwält*innen des Clubs von einer sechsmonatigen Kündigungsfrist ausgehen, wollten die Anwält*innen der Eigentümer dem Club lediglich eine Kündigungsfrist von sechs Wochen zubilligen. Die wäre schon abgelaufen. Eine Räumungsklage sei allerdings bisher nicht eingereicht worden, betont Hanna. Bis in den Demzember hinein sind noch Veranstaltungen und Konzerte in der KvU angekündigt.
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