Mpox im Kongo: Krieg begünstigt Ausbreitung

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Osten Kongos ist noch prekärer geworden

Ein Kind, das an Mpox erkrankt ist, wird in einem Krankenhaus behandelt.
Ein Kind, das an Mpox erkrankt ist, wird in einem Krankenhaus behandelt.

Der Krieg in der Demokratischen Republik Kongo trifft ein Land mit einer ohnehin prekären Gesundheitsversorgung. Das gilt gerade für die abgelegenen und schwer erreichbaren östlichen Provinzen, in denen es außerdem große Flüchtlingslager gibt. Daher ist es kein Wunder, dass die Krankenhäuser in Goma nach Aufflammen der Kämpfe schnell überlastet waren, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem aktuellen Kommuniqué mitteilt. Berichten zufolge werden 2029 Verletzte in Gesundheitseinrichtungen und anderen Versorgungsstellen in der gesamten Provinz Nord-Kivu behandelt. Die häufigsten Verletzungen kommen von Granatsplittern. Mehrere Dutzend Menschen sind dort gestorben.

Durch die Kämpfe steigt auch das Risiko der Ausbreitung von ohnehin zirkulierenden Infektionskrankheiten, zumal »die Vertriebenen die Gesundheitseinrichtungen, in denen sie behandelt wurden, verlassen haben«, wie die WHO schreibt. Die tagelange Unterbrechung der Wasserversorgung in der Stadt Goma erhöht edas Risiko der Ausbreitung von Cholera und anderen durch schmutziges Wasser übertragenen Krankheiten. Ebenfalls rechnen die Experten mit steigenden Fällen bei Masern und auch bei Mpox, die vor allem für kleine Kinder gefährlich sein können.

Dies kommt zur Unzeit: Wegen eines Mpox-Ausbruchs in der DR Kongo hatte die WHO im August 2024 ihre höchste Alarmstufe ausgerufen. Entdeckt worden war im Osten des Landes eine neue Variante der Affenpocken, die von Mensch zu Mensch offenbar ansteckender ist und häufiger schwere Verläufe auslöst. Die weltweite Notlage wurde bis heute nicht beendet, da sich Mpox in Afrika weiter ausgebreitet hat. Besonders Burundi und weitere Nachbarländer wie Ruanda, Uganda und die Zentralafrikanische Republik sind stark betroffen. Laut Unicef-Schätzung starben allein im Kongo deutlich mehr als 1000 Menschen an den Folgen einer Mpox-Infektion, davon 80 Prozent Kinder. Zu den Risikogruppen zählen vor allem Kinder, die an einer Immunschwäche oder Mangelernährung leiden.

In den vergangenen zwölf Montaen bis Mitte Januar wurden gut 20 000 bestätigte Fälle in Afrika registriert, davon 14 500 in der DR Kongo. Und es gibt eine große Dunkelziffer: Gesundheitsexperten weisen darauf hin, dass es zu wenige Testkapazitäten gibt und daher maximal alle Verdachtsfälle im Labor geprüft werden. Aufgrund angelaufener Hilfsmaßnahmen konnten die Fallzahlen im Land zwar stabilisiert werden, aber in den letzten Wochen schnellten sie ausgerechnet in Nord-Kivu durch die instabile Lage hoch, wie aus dem jüngsten Lagebericht der WHO hervorgeht. Dass im Epizentrum des Ausbruchs jetzt auch noch Krieg herrscht, lässt wenig Gutes erwarten. Wichtig zur Bekämpfung ist es, den Verlauf nachzuvollziehen, was jetzt noch schwieriger ist. Auch die mittlerweile angelaufenen Impfungen könnten in den Kampfgebieten erschwert werden.

Hinzu kommt, dass Gesundheitseinrichtungen selbst immer wieder Ziele von Angriffen werden. Seit 2024 hat die WHO in Nord-Kivu 32 Attacken festgestellt. »Im Krankenhaus von Kyeshero durchschlug eine Kugel während einer Operation das Dach des Operationssaals«, berichtet Virginie Napolitano, Notfallkoordinatorin der Organisation Ärzte ohne Grenzen in Nord-Kivu. »Einige unserer Vorratslager für Ausrüstung und Medikamente wurden geplündert, wodurch unsere medizinische Hilfe in und außerhalb von Goma gefährdet ist.« Auch habe ein Mitarbeiter Schusswunden erlitten. Ärzte ohne Grenzen fordert die Konfliktparteien auf, mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung und der Gesundheitsstationen zu tun, und verlangt die Errichtung humanitärer Korridore zur Versorgung.

Für die WHO gehören zu den wichtigsten Erfordernissen im Gesundheitsbereich der Ausbau der Krankenhauskapazitäten, die Aufstockung der Treibstofflager und anderer Vorräte, die psychische und psychosoziale Unterstützung sowie die Sicherheit der humanitären Hilfsgüter und des Personals. Die UN-Organisation hat angekündigt, die Koordinierung mit den Gesundheitspartnern in den betroffenen Gebieten zu verstärken, und hat nach eigenen Angaben Hilfsgüter zur Behandlung von 2000 Verletzten sowie 25 Zelte zur Erhöhung der Krankenhauskapazität um 1000 Betten bereitgestellt. Hinzu kämen Hilfsgüter zur Behandlung von 10 000 Cholera-Patienten und zur medizinischen Notversorgung für 320 000 Patienten.

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