- Kultur
- Großer Deutscher Bauernkrieg
Friede und Gnade um Christi willen
Die Australierin Lyndal Roger veröffentlicht ihr neues Buch über den deutschen Bauernkrieg 1524/25
Der deutsche Bauernkrieg war der größte Volksaufstand in Westeuropa vor der Französischen Revolution«, schreibt die 1956 in Melbourne geborene und in Oxford Geschichte der Frühen Neuzeit lehrende Historikerin Lyndal Roper. Dem deutschen Publikum ist sie mit ihrem Buch »Der Mensch Martin Luther« bekannt und vertraut.
Die Tochter eines Pfarrers rückt in ihrem neuen Buch die Ereignisse in den Fokus. So beschreibt sie beispielsweise den 23. Mai 1525 detailliert, den Tag, an dem es Hans Müller aus Bulgenbach und seinen Männern gelang, Freiburg einzunehmen. Dieser Sieg war »eine außerordentliche Leistung. Bei einem tollkühnen Überfall sicherten sich Müllers Truppen die Kontrolle über den Schlossberg oberhalb der Stadt mit allem Schießpulver und aller Munition.« Die Autorin weiß aber auch: »Der Freiburger Humanist Ulrich Zasius hatte ursprünglich Luther unterstützt, doch als sein Haus und seine Bibliothek getroffen wurde, war ihm das eine Bestätigung für seine wachsende Feindschaft gegenüber der neuen Religion.«
Akribisch verfolgt Roper die Ereignisse auch an anderen Orten im Südwesten Deutschlands, im Elsass wie in Thüringen oder den Alpen. In ihrem Resümee kommt sie auf den ihrer Meinung nach konfessionellen Grundton des Bauerkriegs zu sprechen: »In der Kriegsregion wurden fast 45 Prozent der klösterlichen Einrichtungen angegriffen und manche so schwer zerstört, dass sie nicht wieder aufgebaut werden konnten. Von den rund 170 Zisterzienserklöstern und -konventen wurden 113 beschädigt oder zerstört oder fast zwei Drittel der über 200 Benediktinerhäuser.« Das alles sei auf der Grundlage der in der Einleitung der »Memminger Zwölf Artikel« zusammengefassten Konfessionskritik erfolgt: »Dem christlichen Leser sei Friede und Gnade Gottes um Christi willen.« Es gebe jedoch »viele Widerchristen (Antichristen), die jetzt gegenüber der versammelten Bauernschaft die Gelegenheit nehmen, das Evangelium zu schmähen, indem sie sagen, das seien die Früchte des neu übersetzten Evangeliums«. Gemeint ist die lutherische Bibelübersetzung. In den »Zwölf Artikeln« wurden auch soziale und wirtschaftliche Freiheitsforderungen der Bauern formuliert. »Die Bauern waren wütend, doch nicht so sehr wegen bestimmter Abgaben, Rechte und Frondienste, vielmehr waren sie wütend auf das gesamte Herrschaftssystem selbst, das ihrem Gefühl nach gegen Christus gerichtet war.« Die in diesen »Artikeln« erstmals auf Deutsch formulierten Menschenrechte hatten Rober zufolge einen protestantisch-christlichen Ursprung.
Lyndal Roper: »Für die Freiheit«. Der Bauernkrieg 1525. S. Fischer, 672 S., geb., 36 €.
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