Erster Heimateinsatz von deutscher Heron-Drohne

Bundeswehr fliegt bewaffnungsfähiges Luftfahrzeug bei Nato-Mission über der Ostsee

Die Heron TP der Luftwaffe bei ihrem ersten offiziellen Flug vor einem Jahr über Norddeutschland
Die Heron TP der Luftwaffe bei ihrem ersten offiziellen Flug vor einem Jahr über Norddeutschland

Die Bundeswehr-Drohne Heron TP überwacht derzeit Küstengewässer der Ostsee. Das unbemannte Flugsystem habe bei der Nato-Operation »Baltic Sentry« (»Ostsee-Wachposten«) seinen ersten Einsatz gehabt, teilte das Operative Führungskommando der Bundeswehr in Berlin mit. Ziel sei demnach eine Abschreckung potenzieller »Saboteure« von Seekabeln und anderer »kritischer Unterwasserinfrastruktur«. Ebenfalls am Start sind dazu Korvetten und ein Seefernaufklärer der Marine.

Die für einen Stückpreis von umgerechnet 200 Millionen Euro geleaste Heron TP soll mit ihren hochauflösenden Kameras, modernen Sensoren und Radars die Seewege aus der Luft überwachen. Die gewonnenen Informationen überträgt sie laut Bundeswehr in Echtzeit an die Nato. Durch ihre Flughöhe von 12 500 Metern soll die Drohne für »potenzielle Aggressoren« auf dem Wasser schwer zu orten sein. Bereitgestellt wird das System vom Bremer Rüstungskonzern Airbus, der auch für Wartung und Probeflüge verantwortlich ist.

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Die in Israel hergestellte Heron TP ist eine bewaffnungsfähige Aufklärungsdrohne, wird vom Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein offiziellen Angaben zufolge jedoch ohne Raketen oder Bomben stationiert. Im Mai vergangenen Jahres war sie im Luftraum über Norddeutschland erstmals in den praktischen Flugbetrieb gegangen. Bei der Stationierung der ersten von insgesamt fünf Heron TP sollte es sich um einen sechsmonatigen »Demonstrationsflugbetrieb« mit dem Titel »Landes- und Bündnisverteidigung« handeln.

Die Heron TP nimmt auch am allgemeinen Luftverkehr teil. Sie ist laut der Luftwaffe das erste unbemannte Luftfahrzeug, das mit einer deutschen »vollumfänglichen Verkehrszulassung mit weltweiter Gültigkeit« betrieben wird. Theoretisch könnte die Drohne also von Jagel aus in weltweite Einsätze starten. Wegen womöglich komplizierter Überfluggenehmigungen erfolgt der Transport in entfernte Länder aber zerlegt und in Containern.

Die Maschinen wiegen mit Ausrüstung mehr als fünf Tonnen und haben eine Spannweite von 26 Metern. Damit sind sie deutlich größer als das von der Bundeswehr in Afghanistan und Mali geflogene Vorgängermodell Heron 1.

Wie jedes andere Luftfahrzeug werden die Militärdrohnen während des Fluges durch Flugsicherungsbehörden überwacht. Die Bundeswehr gibt an, die Heron TP sei genauso sicher wie ein bemanntes Flugzeug, da sie den gleichen Erprobungs- und Zulassungsprozess durchlaufe. In Afghanistan sind allerdings vier der fünf Vorläufer des aktuellen Heron-Modells abgestürzt oder erlitten auf der Start- und Landebahn Totalschaden.

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