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Fische ziehen polwärts um

Der Mensch stört die Meere – weltweit

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Zwei Studien aus den letzten Tagen belegen, dass die menschliche Gesellschaft tief in den Naturhaushalt eingreift und dabei den Ast, auf dem sie sitzt, frisch-fröhlich absägt. Insbesondere den Weltmeeren setzen wir auf vielerlei Weise zu. So ergab eine Kartierung der menschgemachten Veränderungen, die vor einer Woche im US-Fachblatt »Science« (Bd. 319, S. 948) erschien, dass überhaupt nur noch vier Prozent der Meere in einem halbwegs ungestörten Zustand sind, hauptsächlich Gebiete unter dem Nordpolar-eis. Wenn dieses künftig im Sommer weiter abtaut, wird vermutlich auch dieser Teil der Ozeane bald wirtschaftlich »erschlossen«. Die interessanten Nutzfische ziehen sich ohnehin immer weiter nordwärts zurück, da es ihnen in der gemäßigten Zone von Atlantik, Pazifik und in der Nordsee langsam zu warm wird. Und je weiter das Eis sich zurückzieht, desto weiter werden die Fangflotten ihrer Beute wohl folgen.

Doch mit der Klimaerwärmung gehen noch andere, ganz unbedachte Folgen einher, wie Richard Aronson vom Dauphin-Island-Meereslabor in Alabama unlängst bei der Jahrestagung der amerikanischen Wissenschaftlervereinigung AAAS in Boston berichtete. Die Erwärmung treffe die antarktischen Biotope gleich doppelt: Neben Beeinträchtigungen ihres sehr spezialisierten Stoffwechsels bringt die Erwärmung auch neue höchst gefräßige Feinde ins Gebiet am Südpol: Steinkrabben und Haie. Noch haben die heimischen Fische in Tiefen unter 100 Meter deutliche Vorteile durch ihre im Verlauf der Evolution erworbenen Frostschutzproteine im Blut. Denn bei tiefen Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechsel der zugewanderten räuberischen Krustentiere und Fische deutlich. Wenn sich das Wasser jedoch weiter erwärmt, haben die Meerestiere keine Möglichkeit, weiter polwärts auszuweichen, da dort kein Wasser mehr ist. Dann würden die seit der Eiszeit bestehenden Biotope wohl verschwinden.

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