Die Rezension - Musik als Mobile

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Verarbeitung von Musik muss das Gehirn auf Erinnerungsfunktionen zugreifen. Da sie nicht in einem Zentrum lokalisiert sind, aktiviert die Analyse musikalischer Reize eine Vielzahl von Gehirnstrukturen zur gleichen Zeit. So sorgen Größe und Komplexität des menschlichen Gedächtnisses für die Robustheit musikalischer Erinnerungsspuren – selbst, wenn beträchtliche Teile der Großhirnrinde unwiderruflich geschädigt sind.

Hier setzen die Musiktherapeuten an. Sie sind bemüht, sich an die unversehrten Anteile der demenzkranken Menschen zu richten, diese zu beleben und zutage zu fördern. Während die Allgegenwärtigkeit von Musik im Alltag für Menschen ohne Demenz dazu führen kann, dass sie deren Wirkung unterschätzen und trivialisieren, ist Musik für Menschen mit Demenz häufig von regelrecht existenzieller Bedeutung. Musik besitzt nämlich die Kraft, ihr zerfallendes Selbstbildnis für einen gewissen Zeitraum quasi wieder zusammenzusetzen

Im Buch erläutern vier erfahrene Musiktherapeutinnen die neurologischen, biografischen und psychodynamischen Hintergründe ihrer Arbeit. Was bedeutet Musik für kognitiv veränderte Menschen in Pflegeheimen? Wie lässt sich ihre Kontaktfähigkeit einschätzen, um daraus eine angemessene therapeutische Begleitung abzuleiten? Überraschend, kreativ und humorvoll sind die vielen Fallbeispiele. Sie erhellen die Vielfalt der Zusammenhänge zwischen Musik, Demenz und Therapie. Ein Buch, das Hoffnung in eine augenscheinlich hoffnungslose Situation trägt. Danuta Friemert

Dorothea Muthesius, Jan Sonntag, Britta Warme, Martina Falk: Musiktherapie für Menschen mit Demenz. Mabuse-Verlag, br., 335 S., mit DVD, 36,90 €.

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