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Dilemma
Axel Weber / Der Bundesbank-Chef hat mit dem Fall Sarrazin ein echtes Problem
Der Versuch von Bundesbank-Präsident Axel Weber, das Problem Sarrazin erneut auszusitzen, kann als gründlich gescheitert angesehen werden. Der Rummel um die ausländerfeindlichen Äußerungen des Notenbank-Vorständlers sorgt für hektische Betriebsamkeit hinter den Kulissen der verschwiegenen Institution, auch wenn eine Entscheidung erst mal vertagt wurde.
Letzteres mag daran liegen, dass Weber in dieser Frage in einem Dilemma steckt, das mit persönlichen Ambitionen zusammenhängt: Der 53-Jährige möchte im Oktober 2011, wenn die Amtszeit von Jean-Claude Trichet als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) endet, diesen beerben. Verliert er das Vertrauen der Kanzlerin, indem er entgegen deren klar geäußertem Wunsch Sarrazin hält, dann wäre es das wohl gewesen. Sollte Weber umgekehrt den Rechtspopulistischen aus dem Amt drängen, könnte dies in anderen EU-Staaten als Kotau vor der Regierung aufgefasst werden. Die Unabhängigkeit der Notenbank von politischer Einflussnahme wird gerade von deutscher Seite gepredigt. Weber als Befürworter einer harten Stabilitätspolitik bekäme ein Glaubwürdigkeitsproblem, was die in kleineren Staaten bereits vorhandenen Widerstände gegen seine Kandidatur noch verstärken würde.
Für Weber war die Karriere bislang steil verlaufen. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in der Provinz stieg der gebürtige Nordpfälzer rasch im Universitätsbereich in Bonn, Frankfurt und Köln auf. 2002 wurde der passionierte Marathonläufer in den erlesenen Rat der Wirtschaftsweisen berufen. Zwei Jahre später folgte der überraschende Ruf auf den Bundesbank-Thron, wobei sein ehemaliger Schüler Jörg Asmussen als Finanzstaatssekretär mitgeholfen haben soll. Dort managte er den Abbau hunderter Stellen und die Schließung von Filialen, sorgte gleichzeitig für eine Aufwertung der Bundesbank in der deutschen Finanzaufsicht. In der Finanzkrise war Weber einer der Strippenzieher bei der Bankenrettung.
Vor wenigen Monaten, als das Thema Sarrazin erstmals hochkochte, entzog die Bundesbank ihm lediglich einen seiner vier Zuständigkeitsbereiche – später, als sich der Rummel legte, bekam er wieder einen dazu. Diesmal wird sich Weber klarer positionieren müssen.
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