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Namibia lässt sich nicht abspeisen
Windhoek lehnt Entschädigungsangebot für kolonialen Völkermord an Herero und Nama ab
Namibia hat ein Entschädigungsangebot Deutschlands bei den Verhandlungen zur Aufarbeitung der Kolonialzeit abgelehnt. Das Angebot der Bundesregierung, zehn Millionen Euro als Wiedergutmachung zu zahlen, sei für Präsident Hage Geingob weiter »nicht akzeptabel«, zitierte die Zeitung »The Namibian« am Dienstag den Berater des Präsidenten, Alfredo Hengari.
Geingob selbst twitterte, er sei über den Stand der Gespräche informiert worden und habe empfohlen, die Verhandlungen fortzusetzen. »Wir bleiben beim Abschluss dieser Schlüsselmission konsequent«, schrieb er.
Der Völkermord ist unumstritten: Zwischen 1904 und 1908 hatte die deutsche »Schutztruppe« im damaligen Deutsch-Südwestafrika einen Vernichtungskrieg gegen die Herero und die Nama geführt, bei dem bis zu 100 000 Herero und Nama ihr Leben ließen.
Hengari sagte der Zeitung zufolge, die deutsche Regierung habe zugestimmt, eine »bedingungslose Entschuldigung« an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten. Allerdings wolle Deutschland nicht den Begriff »Reparationen« benutzen. Stattdessen wolle man von »Heilung der Wunden« sprechen. Das namibische Verhandlungsteam halte diesen Begriff aber für unzureichend.
Bei Israel Kaunatjike, in Berlin lebender Herero und Sprecher des Bündnisses »Völkermord verjährt nicht!«, stieß die Entscheidung in Windhoek auf Zustimmung: »Wir begrüßen es, dass die namibische Regierung Deutschlands Vorschläge zurückgewiesen hat. Denn es ist eben keine bedingungslose Anerkennung und Entschuldigung für den Völkermord, wenn die Bundesregierung Verhandlungen mit den Vertretern der Ovaherero und Nama weiter ablehnt, Reparationszahlungen kategorisch ausschließt und stattdessen Maßnahmen der klassischen Entwicklungszusammenarbeit vorschlägt. Die dafür vorgesehene Summe von zehn Millionen Euro finden wir beleidigend, wenn man bedenkt, dass uns im Völkermord über die Mehrheit unserer Vorfahren hinaus auch unser gesamter Besitz an Land und Vieh genommen wurde.«
Ähnlich äußerte sich Christian Kopp, Sprecher der Initiative Berlin Postkolonial: »Ein Land, das über 600 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Schlosses der für den Völkermord verantwortlichen Hohenzollern in Berlin ausgibt, kann den Opfern kein Almosen von zehn Millionen Euro als Entwicklungshilfe anbieten!« Auch die entwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Helin Evrim Sommer, schließt sich den Forderungen der Herero und Nama an: »Nur wenn die Nachkommen der Betroffenen des Völkermordes mitsprechen, besteht die Chance auf ›Wiedergutmachung‹.« Seite 4
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