- Politik
- Pablo Hasél
Spanien brennt für Meinungsfreiheit
Die Verhaftung und Verurteilung des Rappers Pablo Hasél treibt viele auf die Barrikaden
Die Orte der Demonstrationen sind augenfällig: katalanische Städte wie Barcelona, Vic, Lleida und Reus, Valencia und die Mittelmeerinsel Mallorca. Was sie verbindet, ist die Tatsache, dass dort neben Spanisch eine andere, einheimische Verkehrssprache gesprochen wird: Katalanisch, Valencianisch und Mallorquinisch, die sich innerhalb der romanischen Sprachenfamilie allesamt untereinander näherstehen als dem Spanischen.
Am Dienstagabend waren in mehreren Städten Tausende Menschen aus Solidarität mit Hasél auf die Straßen gegangen. Der Rapper soll wegen Beleidigung der spanischen Königsfamilie sowie staatlicher Institutionen eine neunmonatige Haftstrafe absitzen.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
In Barcelona zogen 1700 Menschen mit »Free Pablo«-Schildern durch die Straßen. Gegen Ende der Kundgebung begannen einige Demonstranten damit, Mülltonnen anzuzünden sowie Steine und andere Gegenstände auf die Polizei zu werfen. Spanienweit seien 15 Menschen festgenommen worden, mehr als 30 seien verletzt worden, darunter mehrere Polizisten, teilten die Behörden am Mittwoch mit.
Pablo Hasél ist ein kontroverser, antifaschistischer Rapper aus der katalanischen Provinzstadt Lleida. Dort sitzt er seit Dienstag in Haft. Im Moment der Festnahme protestierte Hasél mit den Worten: »Es ist der faschistische Staat, der mich festnimmt. Tod dem faschistischen Staat!«
Hasél nimmt kein Blatt vor den Mund, nicht bei seinen Songs, nicht auf Twitter. Er wettert gegen Polizisten als Mörder, verweist auf die Folterpraktiken der Guardia Civil, die freilich auch schon von europäischen Gerichten in diesem Jahrtausend angeprangert wurden, wettert gegen den spanischen König und, rund um den U-Bahn-Streik 2016, selbst gegen die linksalternative Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau.
Hasél droht aus mehreren Vergehen eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren und neun Monaten. 2014 wurde er beispielsweise zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er über die Grapo rappte, eine bis 2007 existierende antifaschistische Gruppierung, die auch Attentate verübte. 2018 wurde er erneut verurteilt, weil er die »Autoritäten verunglimpft« habe.
Spaniens Demokratiedefizit - Martin Ling über das Vorgehen gegen den Rapper Pablo Hasél
Das Hafturteil gegen Hasél hatte in Spanien bereits zuvor Proteste ausgelöst. Eine Petition, in der die Freilassung des Rappers gefordert wird, wurde von mehr als 200 Künstlern unterschrieben, darunter der bekannte Regisseur Pedro Almodóvar und Hollywood-Star Javier Bardem. In den vergangenen Wochen gab es mehrere Protestkundgebungen in Barcelona und selbst in Madrid.
Vergangene Woche kündigte Spaniens Regierung eine Reform des Strafrechts an, wodurch »verbale Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller« Aktionen nicht mehr unter das Strafrecht fallen sollen. Zu der Verhaftung Haséls wollte sich Vize-Regierungschefin Carmen Calvo nicht äußern. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.