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- Fusion-Festival trotz Corona
»Technokratische Dystopie«
Konzept für Durchführung des Fusion-Festivals wird kritisiert
Es ist knapp einen Monat her, dass die Veranstalter des Fusion-Festivals mit einer Ankündigung für Aufsehen sorgten: Das größte linke Festival in Deutschland soll in diesem Sommer stattfinden. Anders als in früheren Jahren, wo sich bis zu 70.000 Menschen auf dem ehemaligen Militärflugplatz im mecklenburg-vorpommerschen Lärz zum Feiern trafen, soll das Festival in diesem Jahr geteilt werden. Am letzten Juniwochenende und am ersten Juliwochenende soll gefeiert werden. Dabei soll es sicher zugehen. Im Konzept für eine coronakonforme Fusion haben die Organisator*innen zahlreiche Punkte für eine sichere Party vorgestellt.
Ein eigenes Laborsystem will die Fusion aufbauen, um alle Besucher*innen bei der Anreise und einmal während des Festival-Wochenendes mit dem PCR-Verfahren auf Corona zu testen. Anreisegruppen werden als Cluster erfasst und die Testdaten auf einem im Festivalbändchen integrierten Chip gespeichert. Die Veranstalter glauben, mit ihrem Konzept ein »signifikant geringeres Infektionsrisiko als bei allen anderen Alltagssituationen« zu erreichen. Bei der Fusion seien »freie Bewegung und Begegnungen ohne die tagtägliche Angst vor einer Infektion und ohne die Angst, andere zu infizieren«, möglich.
An diesen Plänen gab es schon früh Kritik. Ein Twitter-Account aus dem Umfeld der Roten Flora aus Hamburg kritisierte, »personalisierte Eintrittsbänder mit auslesbaren Chips« seien »kein Ferienkommunismus«, sondern das gesellschaftlich falsche Signal. Weder in Stadien noch bei Konzerten sei die Einführung personalisierter Chips wünschenswert.
Eine weitere Kritik wurde nun auf Indymedia und den Internetseiten verschiedener linker Gruppen veröffentlicht. Auch sie warnt vor Überwachungsmöglichkeiten und dem möglichen Missbrauch von Testdaten durch die Polizei. Da das Fusion-Publikum überwiegend einen linken bis linksradikalen Hintergrund habe, könnten Begehrlichkeiten geweckt werden. Die Autoren*innen befürchten, das Festivalkonzept führe zu einer »technokratischen Dystopie«. Es bestehe die Gefahr, dass die Fusion zum »Biosecurity-Leuchtturmprojekt im Kulturbereich« werde. Der politische Preis für das Festival sei zu hoch.
Die Fusion-Veranstalter halten nicht viele von den Vorwürfen. Die PCR-Tests würden fachgerecht entsorgt, könnten keinen Einzelpersonen zugeordnet werden, und wenn die Polizei versuchen würde, auf Testdaten oder medizinische Abfälle Zugriff zu erlangen, werde man sich dagegen wehren. Auch teilten die Veranstalter dem »nd« mit, dass sie eine Genehmigung für das Festival beantragt haben und sich derzeit im Gespräch mit den Behörden befinden.
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