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Italien: Die faschistische Flamme brennt
Giorgia Meloni verklagt den britischen Indie-Sänger Brian Molko
Kurz vor Ostern war ich in Rom, auch am Piazza Venezia, wo Benito Mussolini im Palazzo Venezia residierte und gerne von einem bestimmten Balkon zu den faschistischen Massen gesprochen hat. Über diesem Platz thront das klassizistisch-pompöse Nationaldenkmal für König Viktor Emanuel II., Vittoriano genannt, das 1927 fertiggestellt wurde. Es hat eine große Treppe, die Mussolini gerne für diverse Protz-Auftritten nutzte. Auf halber Höhe brennt eine Flamme, von zwei Soldaten bewacht. Als ich sie sah, dachte ich aus links-pathetischen Gründen, das ist bestimmt das ewige antifaschistische Feuer.
Dann ging ich die Treppe hoch und las das Schild davor: Es ist der »Altar des Vaterlandes«, Grabmal für »den unbekannten Soldaten«. Antifaschismus? Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Mussolini von seinem Balkon sprach, hat er oft auf dieses Grabmal gewiesen, denn Krieg und Terror waren sein Programm.
Seit fast einem Jahr wird Italien von einer Person regiert, die in Mussolinis Tradition steht, aber demokratisch gewählt ist und sich außenpolitisch zurückhält. Letzteres ist der Preis, um in Nato und EU mitmachen zu dürfen. Was Giorgia Meloni nicht leiden kann, ist, wenn sie als »Faschistin« bezeichnet wird. Oder wenn man ruft: »Giorgia Meloni, Stück Sch..., Rassistin, Faschistin. Verpiss dich!« Das hat Brian Molko, der Sänger der britischen Erfolgs-Indie-Band Placebo, bei einem Festival in der Nähe von Turin im Juli getan – und zwar auf Italienisch.
Molko steht musikalisch in der Tradition von David Bowie und Robert Smith. Er ist queer und Meloni hasst das. Seine Ansage kann man auf einem Youtube-Mitschnitt hören. Meloni hat ihn nun verklagt. Fühlt sie sich von ihm als Frau oder als Politikerin beleidigt? Nein, sie glaubt, dass mit ihrer Person der neue alte Staat diffamiert wurde. Als würde die ewige Flamme auf dem Vittoriano für sie brennen.
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